vonEva C. Schweitzer 30.09.2009

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Was den Fall Polanski so interessant macht, ist, dass der kulturelle Riss nicht zwischen den USA und Europa verläuft, sondern zwischen den Kulturschaffenden beider Kontinente, die es nicht fassen können, dass einer der ihren behandelt wird wie Joe Schmoe, und dem Normalvolk. In Amerika gibt es eine Initiative, ihn zu befreien, angeführt von Harvey Weinstein und Woody Allen. Hingegen kippeln die Zeitungen, die ihn erst unterstützt haben, gerade unter dem Druck der Leser. Die Los Angeles Times veröffentlichte das Vernehmungsprotokolls des Opfers, aus dem hervorgeht, dass sie keineswegs freiwillig mitgemacht hat:

http://www.latimes.com/news/local/la-me-lopez30-2009sep30,0,4549479.column

Und ähnliches lesen wir bei Salon:

http://www.salon.com/mwt/broadsheet/feature/2009/09/28/polanski_arrest/

Das Opfer, allerdings, heißt es, soll Polanski verziehen haben, und nicht mehr an der Strafverfolgung interessiert sein. Deswegen, meinen manche, soll man ihn laufen lassen. Ein interessanter Ansatz, das Opfer über die Strafe und die Strafhöhe bestimmen zu lassen. Wenn das Opfer für Kopf-ab wäre, hätte es dann auch die begeisterte Unterstützung des Feuilletons, oder dann eher nicht? Wo wir gerade bei Vergleichen sind: Wenn Polanski einen 13-jährigen Jungen unter Drogen gesetzt und gegen dessen Willen in den Hintern gefickt hätte, wäre die Verteidigungsphalanx dann immer noch so breit? Wo waren eigentlich all diese Leute, alls Michael Jackson vor Gericht stand?

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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