vonClaudia Mussotter 12.06.2009

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Der Kontrast der Landschaften, die populären Feste, Kunsthandwerk und die unsterblichen steinernen Zeugnisse früherer Epochen, die Kelten, Karthager, Römer, Araber hinterließen – dazu eine überaus reichhaltige naturbelassene Küche und der einzigartige Wein machen La Rioja zu einem der beliebtesten Ferienziele Spaniens.
Umgeben ist die autonome Region, deren Hauptstadt Logroño ist, vom Baskenland, Navarra und Aragón im Norden und Osten, westlich und südlich grenzt sie an Kastilien-León. Gebildet wird Rioja von sieben parallel führenden Tälern, die sich zur Uferlandschaft des Ebro hin erstrecken – mit etwa 5.000 Quadratkilometern eine der kleinsten Autonomien, aber mit welchen Möglichkeiten: Rioja bietet mit den interessantesten Teil des Jakobswegs, die Routen der Klöster und Schlösser zeugen von Gotik, Renaissance und Barock, man wandelt auf den Spuren der Dinosaurier – 120 Millionen Jahre alten Abdrücken im Gestein, die bei ihrer Entdeckung weltweit Aufsehen erregten und noch heute ungläubige Gesichter bei Besuchern hervorrufen. Man geht den berühmten Weinrouten nach und lernt so nicht nur Land und Leute, sondern gleichzeitig die Gastronomie Riojas kennen, die von alters her für ihre Einfachheit und die exzellente Qualität ihrer Produkte berühmt ist. Dabei gehen die Küche aus dem Berggebiet und die der Ebene um den Ebro – mit Rioja Alta im Westen, von Haro bis Logroño, und Rioja Baja im Osten, von Logroño bis Alfaro – keineswegs eigene Wege, sondern sind aufs Vortrefflichste vereint.

Rioja – das Gemüseland
Was, mag man fragen, ist an Kartoffeln mit Chorizo so besonders? – Wer einmal die Patatas a la riojana probiert hat, einen Eintopf mit Paprikawurst, findet sie herrlich. Bescheidene Bohnen, mit Kohl? – Köstlich, wenn es sich um Caparrones, die kugelförmigen Bohnen mit dem purpurfarbenen Punkt, handelt, die zusammen mit den Pochas, frischen Bohnenkernen, die Riojaner Küche prägen. Oder gefüllte Paprikaschoten – eines der typischsten Gerichte in La Rioja, schließlich gibt es sie in allen Variationen – bis hin zu scharfen Pfefferschoten, Guindillas oder auch Alegrías riojanas genannt. Hervorragend der fette, weiße Spargel, der noch in der Dose seinen Preis hat, die reiche Auswahl an Pilzen oder die beliebten Karden- und anderen Artischocken. – Aber was für Artischocken! Einzigartig mit Almejas, Venusmuscheln. Die Baskenmütze ist gar zu ziehen vor einfachem Borretsch mit Kartoffeln.
Wen wundert’s da, dass bei all diesem Reichtum an Gartenfrüchten von bester Qualität eine Menestra, ein Gemüseeintopf, das Riojaner Gericht par excellence ist.
 
Fleisch, Wild und Fisch
Doch nicht alles ist Gemüseland in Rioja. Auch Zicklein, Lamm und Schwein kommen auf den Tisch. Gebratenes Zicklein, ganz einfach, nur mit Salz aus Logroño, das Lamm geschmort oder über Rebholz gebraten, Schwein am liebsten in Form der außergewöhnlichen Paprikawurst Chorizo, eines luftgetrockneten Schinkens und all den anderen Schweinereien. Und was liegt in Rioja näher, als das Fleisch in Rotwein zu schmoren, was typisch für die ganze Region ist.
An dieser Stelle muss auch das Wild erwähnt werden, das mit Jäger-Gerichten wie zum Beispiel „Kaninchen mit Rebhuhn“, mit Wildschwein oder Hirsch die traditionellen Hirtenrezepte in manchen Gegenden an Beliebtheit übertrifft.
Auch der Fischfang darf nicht fehlen. Flusskrebse in pikanter Sauce, Barben, Karpfen in Vinaigrette und sehr gerne Frösche, vielseitig zubereitet und typisch für Rioja, bereichern ebenso den Speiseplan wie die kleinen Glasaale, obwohl diese mittlerweile importiert werden müssen.
Dagegen gibt es Forellen aus dem Río Nejerilla so reichlich, dass jedes Jahr am Sonntag vor den Festlichkeiten zu San Juan in Bobadilla Tausende Portionen, begleitet von Brot und einem guten Rotwein, verteilt werden.
Sogar Schnecken sind in zahlreichen Gerichten präsent und so beliebt, dass das Ganze schon mal in ein Rezept „Kaninchen mit Schnecken“ ausarten kann.

Der Nachtisch
Zeit für das Dessert. Rioja verfügt über ein breit gefächertes Angebot an Früchten der Saison: Erdbeeren, Pfirsiche, Kirschen, Birnen. Typisch ist, sie mit Rot- oder Weißwein zu begießen. Berühmt sind die Süßwaren, in Rioja „golmajería“ genannt, ein Wort arabischen Ursprungs, das sich auch in der Form Golmajo als Bezeichnung für ein Schleckermaul bis heute gehalten hat.
Typisch und sehr populär sind die Fardalejos, eine Art mit Mandeln gefüllte Blätterteigtäschchen aus der Gegend um Arnedo. Traditionell ebenso Rollos und Manguitos aus Cervera, die Molletes aus Santo Domingo de Calzada, der Bodigo aus Aguilar oder die Sosiega oder Camuesada, ein Dessert aus in Milch gekochten Äpfeln. Nicht zu vergessen mit Mandeln gefüllte Marzipankugeln aus Soto.
Andere typische Produkte aus Rioja sind die berühmten Milchkaffeebonbons aus Logroño, Pfirsiche in Sirup, Trockenfrüchte und handgemachter Käse aus den Bergdörfern.

Der Wein
In San Vicente in Rioja Alta sagt man, wenn ein Wein besonders gut geworden ist: „Dieser Wein hat einen Franzosen.“ Die mehr als makabre Erklärung dieses Spruchs ist im Unabhängigkeitskrieg zu suchen. Laut der Legende tötete die Dorfbevölkerung einen Franzosen, und als sich die Frage stellte, was mit seinem Körper geschehen sollte, hatte man keine bessere Idee, als ihn in den Wein zu werfen, der in diesem Moment am Gären war. Logisch, dass der Leichnam komplett verschwand. Keine Frage war, den Wein zu probieren. Das Ergebnis soll übrigens außergewöhnlich gewesen sein.
Die Riojanos waren sich immer des Werts ihres einzigartigen Weins bewusst, der in der Region beste Bedingungen findet, und führten bereits 1609 Kontrollen ein, um Produktion und Markt im Gleichgewicht zu halten und die Qualität zu bewahren, die schon die damaligen Weine hatten.
Das Ansehen der Riojaweine wuchs noch durch eigentlich unglückliche Umstände – die Reblausplage, die 1876 Europa überfiel und die Weinberge des Bordeaux zerstörte. Französische Weinbauern setzten sich in Rioja fest und investierten kräftig in neue Kellereien, die sich mit den schon vorhandenen vereinten.
Die eigene Reblausplage bekam man in den Griff, indem man amerikanische Rebstöcke aufpropfte, die ab 1903 gepflanzt wurden. In dieser Zeit hatte Riojawein schon die Denominación de Origen und galt als geschütztes Anbaugebiet. Mit der Gründung des Kontrollgremiums Consejo Regulador de Denominación de Origen Rioja im Jahr 1926 wurde der Ruhm Riojas endgültig gefestigt.
Heute ist es als D.O.C., als qualifiziertes Weinbaugebiet, ausgezeichnet und für die Qualität und Persönlichkeit seiner so genannten Caldos (Brühen!), in aller Welt bekannt. Aufgeteilt ist das Anbaugebiet in Rioja Alta, Rioja Baja und Rioja Alavesa, das auch nach Navarra hinein reicht. Über Jahrzehnte wurden große Mengen an wuchtigem, klassischem Riojawein produziert, der für langen Ausbau in altem Holz stand. Doch ab den 90er Jahren wurden wie auch in anderen Anbaugebieten die Kellereien modernisiert, das heißt mit modernen Herstellungsmethoden gearbeitet, neue Technik installiert und vor allem mit Fässern aus neuer amerikanischer oder französischer Eiche experimentiert. Die heutigen Weine sind frischer, lebendiger, fruchtiger, weniger vom Holz geprägt, kurz moderner – und trotzdem attraktive Riojas geblieben.
An Weißweinsorten werden Viura oder Macabeo, die Riojaner Malvasia und die weiße Garnacha angebaut, während unter den roten Rebsorten die königliche Tempranillo überwiegt, gefolgt von der Garnacha, der Graciano und der Mazuelo. Und wo es der Consejo Regulador, das allmächtige Kontrollgremium, erlaubt, kommen auch Cabernet Sauvignon und Merlot zum Einsatz.

In Rioja ist es typisch, das Fleisch über Holzkohle von Rebholz zu braten. Um diesen speziellen Geschmack zu erreichen, kann man auch Öl mit dieserart Holzkohle parfümieren: Ein Stück Reisig verkohlen lassen, in einen halben Liter Oliven- oder Sonnenblumenöl geben, zwölf Stunden ziehen lassen, dann absieben.
Das Fleisch wie zum Beispiel Lammrippchen oder -koteletts nach dem Grillen salzen und noch sehr heiß mit diesem Öl bestreichen.

Patatas „a la riojana“
Als Tapa: 3 EL natives Olivenöl, 2 geschälte und gehackte Knoblauchzehen, 1 kleine geschälte, gehackte Zwiebel (soll ungefähr eine Tasse ergeben), 200 g Chorizo (Paprikawurst, in einen Zentimeter dicke Stücke geschnitten), 250 g Kartoffeln (in drei Zentimeter dicke Stücke geschnitten), je ein kleiner Kaffeelöffel Paprika und Salz
In einer großen, tiefen Pfanne das Olivenöl auf kleinem Feuer leicht erhitzen. Den Knoblauch darin etwa eine Minute lang goldgelb anschwitzen.
Die Zwiebeln zufügen und wenigstens 20 Minuten sachte angehen lassen, bis sie weich sind und karamellisieren. Sie dürfen nicht zu dunkel werden, deshalb, bevor sie zu braun werden, mit etwas Wasser bespritzen.
Nun die Chorizo zugeben und zwei Minuten mitbraten. Die Kartoffeln zufügen, umrühren und zehn Minuten mitgaren.
Mit Paprika und Salz würzen, Kartoffeln mit Wasser bedecken und zum Kochen bringen. Sofort Hitze aufs Minimum herunterschalten und ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind und die Flüssigkeit sich auf die Hälfte reduziert hat.

Bon profit!

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