Bisher war es ja eher unser Job: „Europa soll Klimarevolution initiieren“, meinten da Ökologen, und Rudi Anschober schrieb sogar ein Buch „Die Klimarevolution – so retten wir die Welt“. Klimarevolution war also ein, selten verwendeter, Begriff für radikalen Politikwechsel im Abendland zugunsten des Weltklimas.
Jetzt ist die Fackel der Revolution ja gerade im Morgenland angekommen, und siehe da, schon gibt es die ersten Stimmen, die auch die Klimarevolution entsprechend umbetten: „Ägypten und Tunesien: Die ersten Klimarevolutionen“ schreibt der einschlägig vorbelastete Franz Alt:
„Brot und Freiheit“ stand auf vielen Plakaten der Aufständischen in Kairo und Tunis. Im Fokus des westlichen Interesses: die Freiheit. Doch die steigenden Lebensmittelpreise gehörten zweifellos zu den Auslösern der beiden Revolutionen. Und die hängen wiederum eng mit dem Klimawandel zusammen.
Dieser Zusammenhang ist, vorsichtig gesagt, nicht erwiesen. Und wenn, könnte er auch genau umgekehrt aussehen, als von Alt behauptet, der den Naturkapriolen und -katastrophen der letzten Zeit erstens ein Klimawandelelement zuschreibt und ihnen zweitens die Verantwortung für den Preisanstieg gibt. Möglicherweise hängt der Preisanstieg aber auch damit zusammen, dass so viele Anbauflächen nicht mehr für Nahrungsmittel, sondern für Biosprit und -energie verwendet werden (ja, Herr Alt, auch ihr ehemals so hoch gelobtes Elefantengras gehört dazu), was wiederum vor allem deshalb so Mode wurde, weil man damit so viel CO2 sparen kann, was wiederum nur dann ein interessantes Ziel ist, wenn man klimawandelverhindernd die CO2-Produktion reduzieren will.
Noch eine gesamte Dimension dünner wird das Gerede von der Klimarevolution, wenn man den Ablauf der Aufstände in Tunesien und Ägypten betrachtet. Soziale Ursache, ja, demografische Ursachen, auch, Korruption und Unterdrückung, ganz bestimmt, Lebensmittelpreise, nicht mehr als einer von vielen Gründen. Wegen zu hoher Weizenpreise hat sich jedenfalls kein Tunesier verbrannt…
Also, lassen wir die Moschee im Dorf, und überlassen wir die Klimarevolution weiter den Abendländern – sonst haben wir ja gar nichts, was wir revolutionieren könnten.