Die Menschen in Kairo arbeiten weltweit am längsten. Das ist das Ergebnis einer Studie der Schweizer Bank UBS, die weltweit Löhne, Arbeitszeiten und die Kaufkraft vergleicht.
In der letzten Studie „Preise und Löhne – Ein internationaler Kaufkraftvergleich von 73 Städten rund um die Welt“ wurde erstmals Kairo in die Liste aufgenommen. Das Ergebnis entspricht nicht dem Image des stetig im Kaffeehaus sitzenden und Wasserpfeifen rauchenden Ägypters.
Die Kaiorer kommen auf eine durchschnittliche jährliche Arbeitszeit von 2373 Stunden. Die Einwohner der 18 Millionen Stadt haben im Durchschnitt 13 Ferientage im Jahr.
Zum Vergleich: In Westeuropa beträgt die durchschnittliche Jahresarbeitszeit 1745 Stunden. Die Berliner liegen dort sogar unter diesem Durchschnitt. Die fleißigen Menschen in der deutschen Hauptstadt kommen im Jahr auf 1717 Stunden mit 28 Ferientagen. Wiener arbeiten etwas mehr 1746 Stunden und haben drei Ferientage weniger als die Berliner. Die Züricher arbeiten etwas mehr 1896 Stunden und haben nur 23 Ferientage.
Zuviele Zahlen? Kurz zusammen gefasst: Der Kairoer arbeitet jährlich 656 Stunden länger als der Berliner. Das heißt, dass der Kairoer bei einem Arbeitstag von acht Stunden 82 Tage mehr arbeitet als der Berliner. Aber das ist natürlich nur hypothetisch, denn natürlich arbeitet der Ägypter mehr als acht Stunden am Tag.
Denn viele haben gleich mehrere Jobs. Um das Überleben ihrer Familien zu sichern, sitzen sie morgens in einer Amtsstube ihre Zeit ab, fahren nachmittags Taxi und servieren möglicherweise noch abends in einer Cafeteria. Trotzdem können sich die Meisten keinerlei Luxus leisten.
In der gleichen UBS Studie wird verglichen, wie lange die Menschen arbeiten müssen, um sich einen global einheitlich erhältlichen iPod nano (mit 8 GB Speicher) leisten zu können.
In Zürich kann man nach neun Arbeitstunden ein solches Gerät erstehen. In Berlin und Wien arbeitet man 14 Stunden, um als Lohn den Gegenwert eines iPod nano zu bekommen. In Kairo würde man dafür 105 Stunden arbeiten.
Aber für die meisten Ägypter bleibt so ein iPod nano sowieso außerhalb ihrer Reichweite, weil sie es bei ihrem Lohnniveau kaum schaffen die nötigsten Dinge zu besorgen.
Ihr derzeit größtes Problem: die steigenden Fleischpreise, die sich in den letzten Monaten fast verdoppelt haben. Der ägyptische Amtdiener Rida Noman lebt im Nildelta in der Provinz Gharbiya. Er verdient monatlich 350 Pfund, umgerechnet 49 Euro. Nach Feierabend arbeitet er noch als Schreiner, um seine fünfköpfige Familie durchzubringen.
„Fleisch?“, sagt er, auf die Frage wie oft er sich dergleichen leisten kann.
„Fleisch esse ich nur in meinen Träumen und an Feiertagen“:
Was hätte er wohl auf die Frage geantwortet, wann er sich seinen ersten iPod nano kauft?