vonDetlef Guertler 03.10.2011

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Jedes Land hat seinen Nationalfeiertag. Gerne den Tag der Staatsgründung, wie heute in Deutschland, oder der Unabhängigkeiterklärung, oder der Königskrönung, oder ein (in der Regel erfolgreiches) Kriegsende. Vereinzelt nehmen Staaten ihr nationales Fest auch etwas lässiger, so wie die Jamaikaner, die arbeitnehmerfreundlich am ersten Montag im August feiern, oder die Inder, die sich gleich drei Nationalfeiertage gönnen: den 26. Januar (Inkrafttreten der Verfassung), den 15. August (Unabhängigkeit von Großbritannien) und den 2. Oktober (Geburtstag Mahatma Gandhis), aber in der Regel gilt: ein Ereignis, ein fester Feiertag. Das älteste nationalfeiernde Ereignis in der Wikipedia-Liste der Nationalfeiertage ist die Gründung San Marinos (am 3. September 301), das jüngste der Sturz Saddam Husseins (am 9. April 2003). Aber Libyen und der Südsudan werden sich bestimmt bald noch aktuellere Nationalfeiertage zulegen.

Wenn wir jetzt gerade mit irgendwie halbvoller Kraft voraus auf die Vereinigten Staaten von Europa zusteuern, kann man sich an einem Tag wie diesem ja mal Gedanken darüber machen, welcher Tag denn der Feiertag dieses Gebildes sein könnte. Zwei Kandidaten bieten sich bisher an:

– Der 8. Mai (1945) als europäisches Ende des 2. Weltkriegs. Erst die verheerende Zerstörung in jenem Krieg hat den Europäern ja klar gemacht, dass ihre Zukunft nur in Kooperation und Einigkeit liegen kann.

– Der 25. März (1957) als Tag der Unterzeichnung der Römischen Verträge, der juristische Gründungsakt jenes Gebildes, aus dem viele Transformationen später die heutige Europäische Union wurde und vielleicht eines Tages die Vereinigten Staaten von Europa werden.

Natürlich gibt es noch weitere mögliche Ereignisse, die allerdings erst in der Zukunft liegen: der Beginn des Aufstands der europäischen Völker gegen die bornierte Engstirnigkeit ihrer nationalen Regierungen (ohne eine solche Erhebung wird das mit Europa nix), und, logisch, der Tag der Proklamation der Vereinigten Staaten von Europa.

Aber auf dem Weg dahin könnte man ja schon einmal mit einem provisorischen Kontinentalfeiertag anfangen – so wie ja auch der 17. Juni lange Jahre der provisorische westdeutsche Nationalfeiertag war. Und da bürokratische Akte wie die Römischen Verträge nicht wirklich auf dem Weg zur Einheit mobilisieren können, sehe ich da nur eine Möglichkeit: die Proklamation des 8. Mai zum Tag der Europäischen Einheit.

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