vonClaudius Prößer 30.11.2009

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Wer so schöne Spitzenkleidchen und rote Schuhe trägt, bekommt na­tür­lich nur ungern Konkurrenz von weiblichen Besuchern. Deswegen hat­ten sich Cristina Fernández und Michelle Bachelet für ihre Papstvisite am Samstag in protokollarisch-züchtiges Schwarz gehüllt, Bachelet als be­ken­nen­de Agnostikerin verzichtete aber im Gegensatz zu Fernández auf eine Verschleierung. Der Besuch im Vatikan diente der Erinnerung an den vor 25 Jahren hier unterzeichneten „Freundschafts- und Frie­dens­ver­trag“ zwischen Argentinien und Chile, der die endgültige Beilegung des Beagle-Konflikts bedeutete. Benedikts Vorgänger Johannes Paul und der italienische Kardinal Antonio Samorè hatten seit 1979 zwischen den verfeindeten Militärjuntas vermittelt.

Nachdem Bachelet und Fernández jeweils eine Viertelstündchen mit dem Papst geplaudert und in den einstigen Verhandlungsräumen eine Ge­denk­ta­fel enthüllt hatten, auf denen sie – offenbar latinisiert – als „Mi­cha­ela“ und „Christina“ verewigt worden waren, gab die chilenische Prä­si­den­tin der Presse zu Protokoll, dass „Chile ein Land ist, welches bei Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn immer dem Dialog und fried­li­chen Konfliktlösungsmechanismen Vorrang einräumt“. Das sieht Perus Präsident Alan García, der heute zur Audienz beim Papst ist, anders: Er wirft Chile seit langem eine mehr oder minder verdeckte Aufrüstung vor, die gegen sein Land gerichtet sei. Tatsächlich sind die Pro-Kopf-Militärausgaben Chiles in Lateinamerika absolute Spitze, und daran wird voraussichtlich auch ein Gesetz wenig ändern, das die exklusive Ver­wen­dung von 10 Prozent des Erlöses der staatlichen Kup­fer­un­ter­neh­mens Codelco durch die Streitkräfte aufheben soll und ge­ra­de im Parlament verhandelt wird.

García, der in den vergangenen Wochen Chile wegen eines mut­maß­li­chen Spionagefalls verbal aufs Schärfste angegriffen hatte, wird Ba­che­let später auf dem Iberoamerikanischen Gipfel in Portugal be­geg­nen. Mal sehen, ob der päpstliche Segen dann ein erneutes Ver­söh­nungs­wun­der bewirkt.

Foto: dpa

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