Nachdem Bachelet und Fernández jeweils eine Viertelstündchen mit dem Papst geplaudert und in den einstigen Verhandlungsräumen eine Gedenktafel enthüllt hatten, auf denen sie – offenbar latinisiert – als „Michaela“ und „Christina“ verewigt worden waren, gab die chilenische Präsidentin der Presse zu Protokoll, dass „Chile ein Land ist, welches bei Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn immer dem Dialog und friedlichen Konfliktlösungsmechanismen Vorrang einräumt“. Das sieht Perus Präsident Alan García, der heute zur Audienz beim Papst ist, anders: Er wirft Chile seit langem eine mehr oder minder verdeckte Aufrüstung vor, die gegen sein Land gerichtet sei. Tatsächlich sind die Pro-Kopf-Militärausgaben Chiles in Lateinamerika absolute Spitze, und daran wird voraussichtlich auch ein Gesetz wenig ändern, das die exklusive Verwendung von 10 Prozent des Erlöses der staatlichen Kupferunternehmens Codelco durch die Streitkräfte aufheben soll und gerade im Parlament verhandelt wird.
García, der in den vergangenen Wochen Chile wegen eines mutmaßlichen Spionagefalls verbal aufs Schärfste angegriffen hatte, wird Bachelet später auf dem Iberoamerikanischen Gipfel in Portugal begegnen. Mal sehen, ob der päpstliche Segen dann ein erneutes Versöhnungswunder bewirkt.
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