vonHans Cousto 19.08.2011

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

In Zürich fand am 13. August 2011 die Street Parade statt. In den helvetischen Medien wird von einer erschreckenden Zunahme des Kokainkonsums an der Street Parade berichtet. Tatsache ist aber, dass die Messungen in den Abwässern von Zürich zeigten, dass weniger Benzoylecgonin (Abbaustoff des Kokains) im Abwasser der Stadt zu finden war als dies im letzten Jahr der Fall war.

Mit reißerischen Titeln wie „Koks-City: Pro Tag werden in Zürich über 2 Kilo Kokain gesnifft“ (Schweizer Fersehen) oder „63.000 Linien Koks während der Street Parade geschnupft“ (Tagesanzeiger) wird den Leuten suggeriert, der Kokainkonsum habe massiv zugenommen. In den Berichten kann man lesen, dass während der Street Parade 2011 etwa 6,3 Kg Kokain geschnupft wurden, der Reinheitsgrad des Stoffes jedoch bei durchschnittlich nur 25% sein soll. Dies entspricht einer Menge von 1,575 Kg reinem Kokain.

Im Jahr 2010 sollen gemäß diesen Berichten während der Street Parade 5,8 Kg Kokain geschnupft worden sein, der durchschnittliche Reinheitsgrad lag allerdings im letzten Jahr noch bei 35%. Somit wurden 2010 etwa 2,03 Kg reines Kokain geschnupft. Das waren 29% mehr als in diesem Jahr.

Im Jahr 2010 sollen gemäß Medienberichten 650.000 Personen bei der Street Parade zugegen gewesen sein, im Jahr 2011 jedoch weit mehr: 900.000 Personen. Dies entspricht einer Zunahme um 38,5%.

Das Ergebnis der Rechnung zeigt, dass weit mehr Besucher der Street Parade insgesamt deutlich weniger Kokain konsumierten als die geringere Menge an Besucher im Vorjahr insgesamt konsumierten. Demzufolge ist der Kokainkonsum im Kreise der Raver signifikant (um mehr als 40%) zurückgegangen und hat nicht zugenommen, wie es die Medien ihrer Klientel zu suggerieren versuchen.  Wahrlich ein Armutszeugnis für die helvetischen Medien, jedoch ein nahezu perfektes Beispiel dafür, wie in Sachen Drogenaufklärung und Drogenpolitik die Öffentlichkeit seitens der Medien arglistig und in krasser Weise in die Irre geführt wird respektive manipuliert wird.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/krasse_irrefuehrung_der_oeffentlichkeit/

aktuell auf taz.de

kommentare