vonDetlef Guertler 01.12.2008

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Meredith Whitney ist nicht irgendeine US-Analystin. Sie war im Sommer 2007 die einzige in der Lemmingschar der Analysten, die sich dem zur Klippe gerichteten Strom widersetzte, sie war im Herbst 2007 die erste, die über der Citigroup den Daumen senkte, sie hat noch immer den Finger am Puls der Krise und sie gilt für Fortune als eine der 50 mächtigsten Frauen der Wirtschaft.

Es heißt also etwas, wenn diese Meredith Whitney heute in der Financial Times schrieb, sie sei „more bearish today than I have been in the past 18 months“. Das allein dürfte einen guten Teil des heutigen Kurssturzes an den Weltbörsen ausgemacht haben. Als Therapie empfiehlt sie allerdings etwas, was die Kollegen von der Financial Times Deutschland (und zwar die vernünftigsten Kollegen dort, die von der Rubrik „Das Kapital“) dazu brachte, sich über „eine englische Finanzzeitung, die regelmäßig die deutsche Verzagtheit anprangert“, zu echauffieren – nämlich eine Methadon-Therapie für die Kreditmärkte im allgemeinen und die überschuldeten US-Konsumenten im besonderen. Im Wortlaut:

There is no doubt that time will be the greatest healer, but there is a strong argument for putting the financial system through a methadone-clinic-style rehabilitation as opposed to the “cold sweats” rehab that we face.

Kontrollierte Abgabe von Krediten also, um der Weltwirtschaft den Cold Turkey der Kreditklemme zu ersparen, von dem die meisten glauben, dass wir schon mitten drin stecken, von dem wir aber gerade erst die ersten Zuckungen spüren. Whitney fühlt sich überhaupt nicht wohl mit ihrem Kredit-Methadon-Projekt, aber sie sieht keine praktikable Alternative:

This is no time for partisanship. The situation is too dire. These changes are ones I would never have imagined endorsing a year ago, but these are extraordinary times.

Und wenn sich schon die Staaten in Zeiten wie diesen keine Gedanken mehr darüber machen, wie sie all die Schulden für ihre Rettungs- und Konjunkturpakete jemals wieder zurückzahlen sollen, dann müssen das die Kredit-Junkies in ihren hundertprozentfinanzierten Breitwagen und McMansions auch nicht – Hauptsache, die Weltwirtschaft überlebt…

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