“Lars von Trier’s new film will not leave me alone. A day after many members of the audience recoiled at its first Cannes showing, “Antichrist” is brewing a scandal here; I am reminded of the tumult following the 1976 premiere of Oshima’s “In the Realm of the Senses” and its castration scene. I said I was looking forward to von Trier’s overnight reviews, and I haven’t been disappointed. Those who thought it was good thought it was very very good (“Something completely bizarre, massively uncommercial and strangely perfect“–Damon Wise, Empire) and those who thought it was bad found it horrid (“Lars von Trier cuts a big fat art-film fart with “Antichrist“–Todd McCarthy, Variety).
I rarely find a serious film by a major director to be this disturbing. Its images are a fork in the eye. Its cruelty is unrelenting. Its despair is profound.” (Roger Ebert, Chicago Sun Times)Heute startet der vielleicht mit der größten Spannung erwartete Film des Jahres. Lars von Triers “Antichrist“, der seit den ersten Berichten aus seiner Cannes-Vorführung einen Ruf vor sich herträgt wie lange kein Film mehr. Die Meinungen sind gespalten, aber in einem waren sich Kritiker allerorten einig: der Film sei unerträglich – für manche ein vernichtendes, für andere ein positives Urteil (“It is a powerfully-made film that contains material many audiences will find repulsive or unbearable.” – Roger Ebert).
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.Der KulturSPIEGEL führte ein Interview mit Lars von Trier zu “Antichrist”, das wie nicht anders zu erwarten war, ebenfalls kaum Grenzen kennt:
KulturSPIEGEL: Bleibt das Risiko, dass die besonders harten Szenen so übermächtig wirken, dass der Rest des Films hinter ihnen verschwindet.
von Trier: Ich denke nicht, dass die Szenen die Geschichte verdecken. Sex, Gewalt, Wahnsinn – darum dreht sich in diesem Film doch alles. Es wäre wirklich prüde, das nicht zu zeigen. Komplett falsch. Daran gab es für mich nie einen Zweifel. Nur die Journalisten erwarten immer eine Art Rechtfertigung für den Film.
KulturSPIEGEL: Das Publikum nicht?
von Trier: Wenn einer meiner Lieblingsregisseure anfinge, seine Filme zu erklären und sich zu entschuldigen, wäre ich ziemlich enttäuscht. Ein Film sollte als Statement für sich stehen können. Ich glaube, auch Nietzsche hätte sich nie rechtfertigen wollen. Wenn man einen bestimmten Punkt überschritten hat, ist jede Rechtfertigung schwierig. Nehmen Sie Hitler! Wo hätte der mit dem Entschuldigen anfangen sollen?
(…)
KulturSPIEGEL: Dann war es also gar nicht schwer, eine Schauspielerin zu finden, die bereit war, sich Ihnen so auszuliefern?von Trier: Schon, wir haben verschiedene Frauen ausprobiert. Wir hatten ein langes Gespräch mit Eva Green. Ich bin sicher, dass sie die Rolle wollte, aber es hat nicht geklappt. Ihre Agentur hatte etwas dagegen. Erst gab es ein ewiges Hin und Her, und dann haben sie irgendwann eine Liste angefordert, in der ich aufzählen sollte, wie oft man Eva Greens Nippel sehen wird. Stellen Sie sich das bloß vor! Das ganze wurde am Ende so absurd, dass ich Eva Green einen Brief geschrieben habe: “Fuck you, fuck you, fuck you!” Man will einfach nicht Monate mit Diskussionen verschwenden, das ist idiotisch.
(…)
KulturSPIEGEL: Und was müssen sich Ihre Hauptdarsteller trauen? Spielen sie wirklich alle Szenen selbst?von Trier: Für manches haben wir Bodydoubles verwendet, für die Penetrationsszene beispielsweise und für einige Großaufnahmen. Was schade ist für Willem, denn er ist extrem gut ausgestattet. Die Szenen, in denen das noch zu sehen war, mussten wir rausschneiden. Sonst hätten alle nur gesagt: Schau dir das an! Der Film ist ja nicht dazu da, seinen enormen Schwanz zu zeigen, es geht um etwas anderes. Vielleicht spricht da aber auch nur der Neid des Regisseurs. Die Bodydoubles jedenfalls waren sehr nett.
(…)
KulturSPIEGEL: Für das grausige Thema wirkt Ihr Film visuell sehr edel, bei weitem nicht so minimalistisch, wie man es von Ihnen gewohnt ist. Man könnte fast sagen, glatt …von Trier: O Gott, sagen Sie doch so etwas nicht! Glatt. So weit ist es also schon mit mir. Aber ich weiß, was Sie meinen. Aus technischer Sicht bin ich auch nicht zu hundert Prozent zufrieden, ich hatte mir neben den großen, monumentalen Aufnahmen alles viel dokumentarischer und rauer vorgestellt. Der ganze Prolog beispielsweise: dieses Schwarzweiß und diese Zeitlupe, dazu klassische Musik – ich bin nicht sehr glücklich damit. Es ist zu … schön. Wir haben den Film zu schön gemacht.
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