„App“ und „leaken“ kristallisieren sich nach dem derzeitigen Stand als Favoriten für die Wahl zum „Anglizismus des Jahres“ heraus, die dieses Jahr erstmals von Sprachblogger Anatol Stefanowitsch veranstaltet wird, dem Schrecken aller Sprachnörgler. Die Nominierungsbedingungen:
Nominierte Wörter sollten (ganz oder in Teilen) aus dem Englischen stammen, sie sollten neu sein, d.h. im Jahr 2010 zum ersten Mal verwendet worden oder wenigstens zum ersten Mal in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gelangt sein. Sie sollten eine interessante Lücke im deutschen Wortschatz füllen, entweder, indem sie eine vorhandene Wortbedeutung weiter ausdifferenzieren oder, indem sie ein Wort für etwas bereitstellen, was es vorher nicht gab oder was vorher nur mühsam umschrieben werden konnte.
Für mich ist Julian Assange zwar ungefähr so real wie Lara Croft, irgendetwas stimmt so sehr an der ganzen Wikileaks-Geschichte nicht, dass ich mich lieber ganz raushalte, aber auch ich kann nicht verhehlen, dass „leaken“ eine Bereicherung der deutschen Sprache darstellt – und das mit dem Leaken scheint die Menschen ja doch heftig zu faszinieren. Ich selbst neige allerdings mehr der App als Anglizismus des Jahres zu, bin allerdings eventuell befangen, immerhin hatte Marion Marxer in der von mir chefredigierten Zeitschrift GDI Impuls schon im Juni 2010 die „Generation App“ ausgerufen, also gut, dass ich kein Jury-Mitglied bin.
Wer noch Vorschläge für den Anglizismus des Jahres machen möchte: Bis zum 7. Januar nimmt Stefanowitsch noch Vorschläge an. Transparenter und nachvollziehbarer als alle Wort-, Unwort-, Jugendwort- oder Sprachpanscher-Wahlen, die sonst so veranstaltet werden, ist seine Wahl allemal.
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