Wenn der ungeratenste aus der Truppe, derjenige, der sich nie an die eigentlich gemeinsamen Regeln gehalten hat und bis zum Schluss den aufziehenden Hurrikan als bloßes Gewitter bezeichnete, wenn der also ins Straucheln gerät und sich nicht mehr aus eigener Kraft retten kann – dann können die anderen schon in die Versuchung kommen, die helfende Hand nicht auszustrecken. Ist ja schließlich selber schuld an seiner Situation, und warum sollen jetzt wir alle bluten, um diesem Idioten da rauszuhelfen?
So war es im September 2008 bei Lehman Brothers. Die Investmentbank und insbesondere ihr Chef Richard Fuld hatten zuvor nun wirklich alles Erdenkliche getan, um sich als passendes Opferlamm herauszuputzen – niemand da draußen würde deren Ableben wirklich bedauern, da konnte man sich sicher sein.
Und so ist es jetzt auch bei Griechenland. Die hatten sich schon mit glatt gelogenen Zahlen in die Eurozone hineingeschmuggelt (während alle anderen es beim Frisieren bewenden ließen), und haben auch weiterhin regelmäßig mit Statistik gelogen und betrogen. Korrupt bis ins Mark, sowohl rechts wie links politisch unfähig, und klein genug, um getrost fallen gelassen zu werden – wo dieser Mistkerl doch damit rechnet, von den übrigen Eurostaaten gerettet zu werden! Dann aber könnte „aus der Währungsgemeinschaft eine Inflationsgemeinschaft“ werden, wie der Spiegel einen Bundesbänker zitiert. Sterben für Athen? Nicht mit dem Euro!
So weit so lehmännlich. Allerdings gälte das auch für die Folgen. Die Lehman-Pleite führte auf den Weltfinanzmärkten zur Massenpanik, weil keine Bank mehr der anderen vertraute: Wenn Lehman von heute auf morgen pleite gehen kann, kann das auch jeder anderen Bank passieren. In der gleichen logischen Sekunde, in der die Eurozone Griechenland in den Staatsbankrott schleudern lässt, sind mindestens vier weitere Euro-Staaten pleite. Die Folgen rund um den Erdball und vor allem in Europa mag man sich nicht wirklich ausmalen.
Das ist in der Tat die einzige brauchbar scheinende Versicherung für die griechischen Staatsfinanzen. Aber letztes Jahr hat sich ja gezeigt, dass auch eben noch bombensichere Versicherungen morgen schon nichts mehr wert sein können.