Hans Martin Bury, Vorstand der deutschen Lehman Brothers Tochter als die Pleite kam, wußte mehr über die Gefahren des internationalen Bankwesens, als er zuletzt in der Öffentlichkeit preisgegeben hat. Frau Prokop hat mir ein Buch von Bury zugesteckt: „Das Bankenkartell – Die Verflechtung von Geld, Macht und Politik“, erschienen bei Knaur schon 1996.
Damals kritisierte Bury den Lobbyismus in den Regierungsfraktionen von Union und FDP, schimpfte über die Deutschland AG und berichtete aus dem Inneren der SPD-Fraktion über den seltsamen Eiertanz des Deutschland AG-Protagonisten, Chemiegewerkschaftlers, SPD-Abgeordneten und Aufsichtsrats-Königs Hermann Rappe.
Bury outete sich aber auch schon als Fan des Chicagoer Nobelpreisökonomen und Termingeschäftsexperten Merton Miller. Der Markradikale Miller, für seine unorthodoxe Herangehensweise berüchtigt, ist der Doktorvater des vielleicht berühmtesten Pleite-Professors Myron Scholes. Scholes hatte im Herbst 1998, kaum ein Jahr nach seinem Nobelpreis für Ökonomie, den Hedgefund LTCM spektakulär vor die Wand gesetzt und damit beinahe eine Welt-Finanzkrise ausgelöst. Millers Kommentar zum Versagen seines Schülers 1999 in der New York Times: „Knowledge of economics is no guarantee of financial success.“ „They are two separate skills.“
Bury singt 1996 auf den Seiten 158 bis 163 seines Buches das hohe Lied der amerikanischen Investmentbanker, die sich an der Dummheit ihrer deutschen Geschäftspartner bereichert haben.