vonDetlef Kuhlbrodt 25.10.2010

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Im Motel-one gab’s in jedem Zimmer diese Fernseher, die sofort angingen, wenn man mittels der eigens dafür vorgesehenen Magnetkarte, die Stromzufuhr aktivierte. In der Lobby das Gleiche, nur waren die Fernseher da noch größer.

In diesen 15 Jahren hatte ich es aus unterschiedlichen Gründen oft nicht geschafft, innerhalb der Akkreditierungsfrist für das Dok-Filmfest verbindliche Aussagen darüber zu treffen, ob ich nun kommen würde. Dafür wurde ich auch fast immer in ein Nichtraucherzimmer einquartiert. Obgleich sie doch wussten, dass ich rauche und das Rauchen in vielen Artikeln über das Festival thematisiert hatte. Dies Jahr jedenfalls hatte ich mich aus sozusagen privaten Gründen erst in der letzten Sekunde entschieden, doch wenigstens die letzten drei Tage zum Festival zu kommen. Andernfalls wäre ich in Berlin auch ganz traurig gewesen. Das Festival ist ja ein guter Freund und wir können uns immer nur einmal im Jahr sehen.

Aber dass ich nun tatsächlich in einem Nichtraucherhotel gelandet war … Ich hatte gar nicht gewusst, dass es das gibt, eigentlich müsste man sofort Petitionen schreiben und der Kollege von der Welt, dem das Gleiche passiert war, hatte gleich einen großen Aufstand gemacht.

Ein paar Außerirdische Halloweenisten spazierten in der Gegend herum. Ich sagte mit Quietschstimme, dass ich gar nicht in Leipzig wohne. Man sollte sich öfters mit Quietschstimmen unterhalten!

Beim arte-Empfang, letzten Donnerstag, im richtig schönen Ringcafé stand ich auf dem Balkon und rauchte.

Rauchen war immer ein Thema gewesen in Leipzig. Nach zwei Tagen der Festivalalltagsangewöhnung rauchte ich meist nur noch die Hälfte; in manchen Jahren, gegen Ende des Dokumentarfilmfestivals, war ich manchmal auf fünf Zigaretten, die jede für sich genommen ganz großartig waren und viel besser schmeckten, als die gewöhnlichen Zigaretten sonst. Die genau durchstrukturierten Tage führten zu einer Zigarettenrauchreduktion. Während ich zu Hause selten mehr als ein Croissant zum Frühstück ass, saß ich in Leipzig immer sehr gerne beim Frühstücksbüffet und ass so viel ich konnte. Auch, um mir später das Mittagessen zu sparen, aber vor allem doch, weil es schön und interessant war, als einer der Festivalgäste, inmitten der anderen Festivalgäste, lange beim Frühstück zu sitzen. Als freischaffender Autor erlebt man das ja selten, so ein … Kollegengefühl.

In den ersten Jahren hatte man sich noch ein bißchen manisch so viele Filme wie möglich angeguckte und war gestört, autistisch und ziemlich begeistert, ständig ununterbrochen zwischen Vorstellungen hin- und her gerannt. Die Enge der Capitol-Kinos hatte diese hysterische Form der Aufmerksamkeit gefördert. Auf Parties war ich früher selten und dann meist nur kurz gewesen, ich war ja nicht zum Spaß hier. Und irgendwie hatte ich mich, wenn ich dann doch auf einer Party war, oft ein bißchen fehl am Platz gefühlt. Vielleicht war ich früher auch schüchterner gewesen, keine Ahnung. Das hatte sich jedenfalls erst in den letzten Jahren verändert. Vielleicht auch, weil ich gelernt hatte, dass es Unsinn ist und man den Filmen und dem Festival nicht gerecht werden kann, wenn man zuviele Filme guckt.

Eigentlich hatte ich mir von Programmverantwortlichen von arte auch erklären lassen wollen, wieso die soviel synchronisieren und wieso sie nicht zum Beispiel auf dem zweiten Tonkanal den Originalton senden. Nicht nur bei Dokumentarfilmen, sondern auch bei „Breaking Bad“; es ist ja toll, dass sie diese wunderschöne Serie nun senden; die deutsche Synchronfassung ist auch nicht schlecht, aber wieso nicht auch im Original auf dem zweiten Kanal. Claas Danielsen, der Festivalleiter, sagte, er könne mich den arte-Leuten mal vorstellen, da könnt ich ja jetzt fragen, aber dann dachte ich plötzlich, ich bin ja noch gar nicht richtig angekommen in Leipzig, ich muss mich erstmal eingrooven und könnt mich paar Tage später ja noch mit arte unterhalten. (Was sich dann aber leider auch nicht mehr ergab)

(ff.)

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