Karstadt ist schön. Besonders in Leipzig. Gegen Ladenschluß spritzt das Wasser dann fast bis zur Decke. Dazu gibt’s klassisches Pathos.
Dann war es schon Samstag. Eine halbe Stunde lang unterstützte ich meinen Lieblingsverein (Schalke 04) Im Grunde gneommen fast erfolgreich: zum ersten Mal in dieser Saison spielten wir zu null.
In den kurzen Animationsfilmen der aus Litauen stammenden und in New York lebenden Regisseurin Signe Baumane ging es um Sex. Sie sagte „Flowers can give you blowjobs. But you have to talk before to them.“ Und dass Männer, die es toll finden, wenn Frauen keine Slips tragen, nicht daran dächten, dass das unpraktisch wäre wegen dem pussy-juice. Manche ihrer kleinen Filme handelten auch vom Sex mit Staubsaugern. Sie hätte Philosophie studiert und könne deshalb auch alles erklären; philosophische Konzepte standen jedenfalls auch dahinter.
Das Foto zeigt eine Reflektion, die an die Wand gefallen war.
Das Festival näherte sich seinem Ende.
Was logischerweise auch im Film festgehalten wurde.
Die Preisträger waren verkündet wurden. Etwa die Hälfte von ihnen war leider schon abgereist. Aus besseren und schlechteren Gründen – damit haben sehr viele Filmfestivals zu kämpfen. Kaum sind sie da, schon sind sie wieder weg: bei einem anderen Festival, auf neuen Dreharbeiten, keine Ahnung. Für viele kam die Auszeichnung ja auch überraschend. So war dann der, der die meisten Preise einheimste, Claas Danielsen, der Festivaldirektor.
Neben jedem Sitz bei der Abschlußveranstaltung hatte es ein Glas gegeben. Und am Ende verriet der gut gelaunte Danielsen, wo die dazugehörigen Flaschen waren. Dann stießen alle miteinander an, juchhu! Es war ein sehr guter Jahrgang gewesen.
Zunächst hatte die traditionelle Abschlußparty überhaupt nicht stattfinden sollen. Das eingesparte Geld – es werden wohl so 10.000 Euro gewesen sein, schätz ich mal – wollte man in notwendige technische Renovierungen und Verbesserungen stecken. „Guerillaaktivitäten“ hatten dann dafür gesorgt, dass sie doch im kleinen Rahmen, ohne Einladungen und ohne Umsonstgetränke in einem Club in der Südvorstadt stattfand.
hier müsste ein Bild hin; ich hatte an diesem Abend aber keine mehr gemacht.
Diese Party war jedenfalls großartig. Die Stimmung war völlig ausgelassen. Es hatte in Leipzig oft schöne Abschlussveranstaltungen mit gutem Essen, Trinken und Beiprogramm gegeben, eine so ausgelassene Stimmung hatte ich aber noch nie hier erlebt.
Es hatte wohl auch damit zu tun, dass keine Honoratioren anwesend waren, keine Programmverantwortlichen, dass es keine offizielle Party war, dass das Publikum in dem gut gefüllten Club also übersichtlich war, dass das Festival in jeder Hinsicht ein großer Erfolg gewesen war, dass die DJ‘s im Erdgeschoss und oben ihre Sache richtig gut gemacht hatten, also gleichzeitig sehr kenntnisreich, populär und prima tanzbar viel Soul und schöne Beatmusik aufgelegt hatten.
hier auch
Grit Lemke, die seit mehr als 15 Jahren dabei ist, stellte mich einer finnischen Regisseurin vor; das ist also Sowieso, „he‘s writing for the most important german newspaper „the tageszeitung“ und ist schon seit 1995 dabei, erzähl doch mal. Die finnische Regisseur sagte, hey, ich kenn’s noch länger. Sie sei 1987 hier zum ersten Mal mit ihrem Abschlußfilm gewesen, könne sich aber auch nicht mehr so genau erinnern, auch weil sie damals so aufgeregt gewesen sei. und ich konnte sie dann wieder nicht so gut verstehen, weil es so laut und gut gelaunt war um uns herum.
(dann halt noch ein anderes)
Die Schlüsselszene des Festivals hatte am Mittwochabend stattgefunden. Es hatte einen Kabelbrand gegeben. Vier Kinos mussten geräumt werden. In dem einen lief gerade ein Kriegsfilm. In einem anderen „Verdacht Terrorismus: Fokus Nordkaukasus“ Es schien so, als freuten sich die Besucher, dass sich der Film irgendwie in die Realität verlängerte. (Ich dachte an den Anthrax-Alarm 2001, jenen Festivaljahrgang hatte ich bei mir unter „Abschied von 68“ abgespeichert. Dann war’s doch nur Zucker gewesen) Die Stimmung war jedenfalls aufgekratzt. Auf der Treppe stand der Festivallleiter mit einem Megaphon. Er genoss die Situation. Zumindest war er grundentspannt. Er sagte also: die Leute sollten ihre Ausweise, die sie als Pfand für die Übersetzungskopfhörer hinterlegt hatten, nicht vergessen. Und gut gelaunt: man könne sie natürlich auch verkaufen. Erzählte Joanna.