vonErnst Volland 30.11.2009

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Ein Buch, das ich Herrn zu Guttenberg empfehlen möchte.

Der Hass auf den Westen, von Jean Ziegler, Bertelsmann, 2009.

Da zu Guttenberg in der letzten Woche weder bei einem der wichtigsten Medienereignisse des Jahres, der Bambiverleihung, noch auf dem traditionellen Presseball teilnehmen konnte, sondern sich wahrscheinlich eher darum kümmerte, wie er seine Aussagen und Absegnungen für Bundeswehr – Oberst Klein und den zurückgetretenen Arbeitsminister Jung ohne Dellen korrigieren kann, „ Der Einsatz bei Kunduz war angemessen“, empfehle ich diese Lektüre in aller Ruhe, zwischen den Weihnachtstagen, zu lesen.

„Jean Ziegler lehrt uns, die Werte und Weltherrschaft des Westens mit den Augen der Völker des Südens zu sehen. Nur wenn wir verstehen, welche traumatischen Verletzungen Kolonialismus, Sklaverei und Ausbeutung, gepaart mit Arroganz und moralischer Überheblichkeit, im kollektiven Bewusstsein dieser Völker hinterlassen haben, werden wir in der Lage sein, den daraus resultierenden Hass, der dem Westen entgegenschlägt, durch konkretes Handeln zu überwinden.“ So der Klappentext zum Buch.

Zum Buch zwei Stimmen.

„..Jean Zieglers Engagement‚ für die am stärksten ausgebeuteten Menschen auf diesem Planeten’ wurde 2008 durch die Verleihung des ‚Literaturpreises für Menschenrechte’ geehrt…Aber Preise wie dieser, haben nicht das weltweite Ansehen, auch nicht der alternative Nobelpreis, den er längst verdient hätte. .. ..Ihm gebührte meines Erachtens- zur Krönung seines Lebenswerkes- der Friedensnobelpreis. Es ist wahr, Zieglers Bücher sind streckenweise von hoher literarischer Qualität, aber seine Lebensleistung besteht in weit mehr als dem Verfassen hervorragend formulierter Bücher gegen Bankenbanditismus, Kolonialismus und den als Globalisierung umschriebenen Ultraimperialismus. Er ist auch ein Mann des praktischen politischen Kampfes und der Mobilisierung einer humanistischen Emanzipation. Und das er kein unrealistischer Träumer ist, zeigt er in diesem Buch am Beispiel Lateinamerikas, speziell Boliviens, indem er nicht nur einfach seine Wünsche auf das, was dort geschieht, projiziert, sondern auch schildert, welchen Gefahren ein Land und dessen Regierung ausgesetzt ist, das den von ihm unterstützten Bruch mit dem Kolonialismus, dem Westen, vollzieht.

Prof. Dr. Hans See, BIG Business Crime, Theorie, Praxis und Kritik der kriminellen Ökonomie, 4- 2009

Ein solcher linkssozialdemokratischer Denker war auch auf der Buchmesse zu hören. Jean Ziegler referierte Thesen aus seinem neuen Buch ‚ Der Hass auf den Westen’. Der Schweizer Herz- Jesu- Marxist, Welthungerexperte der Vereinten Nationen, attackiert seit Jahr und Tag das, was er als kapitalistisches Weltsystem begreift. Seine unanalytischen Moralanschauungen finden sich mehrheitlich so auch bei den populistisch agierenden Kapitalismusgegnern, ‚Kannibalische, mörderische Weltordnung’ –‚ Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals’- Barack Obama sieht gut aus, kann aber nichts ausrichten’- ‚Israel bombardiert das Getto von Gaza usw. Ziegler denkt monokausal und in eine Richtung: Schuld sind in allem und immer ‚der’ Westen, ’die’ Konzerne. In seinem pseudoradikalen Kauderwelsch sehnt er sich nach’ dem Willen zum Bruch’. Vorbilder der Ziegler- Emanzipation sind lateinamerikanische Caudillos wie Hugo Chavez oder Fidel Castro. Es klingt nach Banalogie, fern ab von den Menschen, für die der Demagoge so gern spricht.“

Andreas Fanizadeh, Leiter Kultur der TAZ, 16. 10. 2009 S. 16

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