vonEva C. Schweitzer 07.08.2009

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Es ist immer wieder erstaunlich, wie in Deutschland “Liberalität” interpretiert wird. Aus dem Tagesspiegel erfahren wir heute, ausgerechnet von einer Autorin, also einem Mädel, dass es eine liberale Gesellschaft aushalten muss, wenn Bürger Frauen nicht für gleichberechtigt halten. So wie es ja auch eine kulturelle Eigenart pittoresker Volksstämme ist, Frauen zu zwingen, die Burqa zu tragen und keine Menschenrechtsverletzung.

Warum muss Diskriminierung immer nur dann toleriert werden, wenn es um Frauen geht? Nehmen wir mal an, Mahmud Ahmadinedschad würde alle männliche, iranische Juden dazu zwingen, eine Vollgitterburqa zu tragen, würde es erlauben, dass Moslems jüdische Sklaven halten und würde Juden steinigen lassen, die unerlaubte Beziehungen zu Moslems haben, auch dann, wenn keine Beweise vorliegen — würde sich irgendein deutscher Kommentar finden, der dies verteidigt, weil das kulturelle Eigenarten sind, die es zu respektieren gälte?

Ich glaube, kaum. Andererseits, jetzt, wo ich den Tagesspiegel-Artikel noch einmal lese … vielleicht ist der aber auch nur der Beweis dafür, dass manche Weiber hinter den Kopftopf gehören und nicht vor den Computer. Ich sage das mal mit aller Liberalität und Toleranz.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009,Taschenbuch, 9,95 €

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