Unser Sexualleben gefährdet das Klima. Das behauptet zumindest die Autorin Stefanie Iris Weiss in ihrem Ratgeber „Eco-Sex: Go Green Between the Sheets and Make Your Love Life Sustainable“.  Mal im Ernst: Soll ich jetzt auch noch in meinem Schlafzimmer auf die CO2-Bilanz achten? Irgendwo hört es doch auf – oder?

Laut der Autorin sollte der umweltbewusste Frischverliebte, der natürlich von Kopf bis Fuß in Öko gekleidet ist, mit dem Fahrrad zum Date fahren. Im Schlafzimmer angekommen dürfen nur “grünes” Sexspielzeug, Kondome aus Fair-Trade und Öko-Bambus-Bettwäsche mit ins Bett. Schließlich wollen wir ja auch in unserem Liebesnest einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Während des Schäferstündchens wird Musik von Künstlern wie Moby und Jack Johnson gehört, die ihre Lieder nur noch via Internet vertreiben und ihren Tourbus mit Biodiesel betanken.

Kommt nach vielen ökologisch vertretbaren Momenten zu zweit dann irgendwann die Frage aller Fragen, darf den Ring am Finger der Auserwählten selbstverständlich kein Blutdiamant schmücken. Auch vor der Hochzeit macht die Autorin nicht halt, denn hier muss ebenfalls alles so nachhaltig wie möglich sein: von der Anreise der Gäste über das Catering und das Brautkleid bis hin zur Hochzeitsreise. Deshalb verbringt das Brautpaar die  Flitterwochen auch am besten nicht auf Hawaii, sondern im Naherholungsgebiet um die Ecke. Nach dem Öko-Dating, dem klimaneutralen Sex und der CO2-armen Hochzeit muss dann selbstverständlich auch die Reproduktion mit Bedacht vollzogen werden: Weiss plädiert für die ein-Kind-Familie, schließlich belastet ein Mehr an Weltbevölkerung die Umwelt nicht unerheblich.

Puuh. Etwas ratlos lege ich das Buch zur Seite. Eigentlich sollte es doch selbstverständlich sein, dass ich mein Liebesleben genauso in meinem „ökologischen Bewusstsein“ verankere, wie meine Einkäufe und die Mülltrennung. Aber andererseits: Grüne Musiker, Hochzeitsreise in den Harz und Geburtenkontrolle – wenn ich mich in der Praxis daran halte, fällt meine Männer Bilanz wahrscheinlich genauso neutral aus, wie meine CO2-Bilanz…

Text: Thea Anders