Die Zwerge-, Orks- und Vampirseuche scheint sich sogar in der traditionellen Verlagen breit zu machen – was dazu führt, daß ein knallharter SF nicht mehr als SF sondern verschämt als ‚Wissenschafts-Thriller‘ vertrieben wird (…schämt Euch, Heyne!!).
Die letzte Flut von Stephan Baxter beschreibt ein Szenario, bei dem der Meeresspiegel im Laufe von nur wenigen Jahrzehnten SEHR viel mehr ansteigt, als es alle gegenwärtigen Modelle und Prognosen vorhersagen. Regelrecht wohltend ist die Beschreibung des inkompetenten Haufens namens ‚Klimarat‘, der hier ordentlich sein Fett wegkriegt, während eine Küstenstadt nach der anderen unwillentlich auf Tauchstation geht, und sich die Regierungen verzweifelt bemühen, das Problem von Millionen Flüchtlingen in den Griff zu bekommen.
Doch das ist nur der Anfang – denn das Wasser steigt und steigt, wobei es Jahre dauert bis endlich klar, wird woher dieser gewaltige Zuwachs an H2O stammt, der immer neue Flüchtlingsströme auslöst.
Zentrale Lichtgestalt ist der Chef der Firma AxysCorp, der sich eine Lösung nach der anderen einfallen läßt und auch umsetzt – wobei das Ganze aber zunehmend in einen Zenon-Wettlauf ausartet, bei dem das Wasser immer eine Welle voraus ist.
Sehr interessant finde ich, daß in den Lösungskonzepten plötzlich diverse Erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, wie die Geothermie (S. 205), Energiepflanzen (S. 234), Wasserstoff und Brennstoffzellen (S. 392, 426, 610), die Wind- und Solarenergie (S. 427, 570, 734) und schließlich sogar ein OTEC-Floß (S. 587 f.). Besonders gefallen hat mir die Beschreibung eines aufblasbaren Spiegelkochers (S. 455), den es – im Gegensatz zu den anderen Technologien – bislang wirklich noch nicht gibt, der Ansatz, biologische Solarzellen mit sehr hohem Wirkungsgrad zu entwickeln (S. 592), sowie die Erwähnung von aufziehbaren Funkgeräten (S. 728).
Arabien kommt ausnahmsweise kaum in dem Roman vor – obwohl gleich zu Anfang einer der Geiselnehmer aus einer saudischen Prinzenfamilie stammen soll (S. 54) – Syrien sich mit Israel um dessen Entsalzungstechnologie streitet (S. 337) – und irgendwann sogar der Krieg zwischen Juden, Christen und Muslimen um Jerusalem von den steigenden Fluten beendet wird (S. 578).
750 Seiten die erklären, wie es zu der ‚Waterworld‚-Vision von Kevin Costner gekommen sein könnte – Ihr erinnert euch bestimmt noch an diesen Film. Dessen Happy End fehlt allerdings in dem Roman, der in diesem Jahr eine Fortsetzung erleben wird… ich werde euch auf dem Laufenden halten.