Fast überall auf der Welt heisst es Folter. Aber die konservativen Krieger gegen den Terror in den USA nennen es: „enhanced interrogation technics“ – verbesserte Verhörtechniken.
Mit dem beschönigenden Terminus meinen sie simuliertes Ertrinken – das „Waterboarding“ – Schlafberaubung, Nacktheit in extremer Kälte, stundenlanges gefesseltes Stehen in einer Position, flache Schläge auf den Bauch und ins Gesicht, bellende Hunde…
Im „War on Terror“ unter Ex-Präsident George W Bush sind diese Methoden, die von ihren Befürwortern auch: „harsh techniques“ (scharfe Techniken) genannt werden, an vielen Orten des Planeten eingesetzt worden.
Die damalige Opposition in den USA und Menschenrechtsgruppen weltweit machten dagegen Kampagne. Amnesty International veröffentlichte 2008 diesen drastischen Spot gegen das –>Waterboarding. Parallel – und aus ganz anderen Motiven – erklären Verhörexperten aus CIA und Militär, dass Folter die Informationsbeschaffung nicht etwa effizienter mache, sondern ganz im Gegenteil kompliziere und verlängere.
Bei seinem Amtsantritt im Januar 2009 hat Barack Obama die „enhanced techniques“ per präsidenzieller Verfügung abgeschafft.
Doch seit die Eliteeinheit „Seal Team 6“ den Al-Kaida-Gründer Osama bin Laden in seinem Haus in Pakistan erschossen hat, sind die Freunde des Waterboarding plötzlich wieder da. Obwohl seit den Attentaten vom 11. September geschlagene neuneinhalb Jahre vergangen sind (während derer sie die meiste Zeit an der Macht waren, zwei Kriege begonnen und keinen Bin Laden gefangen haben), behaupten sie jetzt, das Waterboarding hätte die Auffindung von Osama bin Laden möglich gemacht.
Dick Cheney, Ex-Chef des Mineralölkonzerns Halliburton und seit 2001 Vizepräsident unter George W Bush, sagt in dieser Woche: „Ich bin ein starker Befürworter von enhanced interrogation techniques. Wir haben gute Informationen dadurch bekommen. Es ist keine Folter. Es funktioniert.“ –>Fox.
Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld stößt auf –>CBS ins selbe Horn. Ab Minute 4:22 erklärt er, dass es besser wäre, wenn die CIA wieder „waterboarden“ (er benutzt tatsächlich dieses Wort) könne.
Die starken Männer der Bush-Verwaltung tun sich schwer mit dem Erfolg von Barack Obama bei der Terroristenjagd. Während die USA in diesen Tagen fast ohne Wenn und Aber dem Demokraten im Weissen Haus applaudiert, versuchen sie, dessen Erfolg mit ihren Foltermethoden zu erklären. Dabei bekommen sie deutlich mehr Gelegenheiten zum Interview und bessere Sendezeiten, als die Gruppe von Kongress-Abgeordneten aus republikanischer und demokratischer Partei, die nach der Tötung von Bin Laden einen beschleunigten Truppen-Abzug aus Afghanistan fordern.