vonericbonse 06.09.2025

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Die Geschichte vom gezielten russischen GPS-Störmanöver gegen einen Flug mit EU-Chefin von der Leyen ist in sich zusammengebrochen. Selbst die EU-Kommission glaubt nicht mehr daran. Doch der wahre Skandal liegt anderswo.

Die EU-Kommission rudert zurück. Man habe nie behauptet, dass es einen gezielten russischen Störangriff auf ihren Flug nach Bulgarien gegeben habe, erklärte eine Sprecherin. Es habe nur einen Ausfall beim GPS gegeben.

Doch wer ihn verursacht hat und wie lange er dauerte – Schweigen. Die Hauptsache sei doch, dass die Kommissionspräsidentin sicher gelandet sei, so ihre Sprecherin. Deshalb werde man keine weiteren Ermittlungen anstellen.

Zuvor hatten schon die bulgarischen Behörden erklärt, dass sie den Fall ad acta legen würden – ohne weitere Nachprüfungen. Es habe nur eine kurze Störung des Signals gegeben, sagte Ministerpräsident Zhelyazkov.

Damit bricht die Geschichte vom gezielten russischen Störmanöver gegen die EU-Chefin in sich zusammen. Was schon ziemlich krass ist. Der eigentliche Skandal liegt aber anderswo.

Der eigentliche Skandal ist, daß jeder noch so kleine Vorfall genutzt wird, um eine feindliche, fast schon kriegerische Stimmung gegen Russland zu schüren. Und dass die EU nichts unternimmt, um diese Stimmungsmache einzudämmern – im Gegenteil.

So nutzt Brüssel den angeblichen Störfall nun, um aktiver gegen das russische GPS-Jamming vorzugehen. Auch die Nato will aktiv werden. Eine Mücke wird zum Elefanten erklärt, den man mit Kanonen bekämpft!

Skandalös ist auch, daß das Geschrei vom eigentlichen Event ablenkt: Von der Leyens eigenmächtigem Besuch in den östlichen “Frontstaaten” und ihr Versuch, sich als Oberbefehlshaberin zu präsentieren.

Dafür hat sie nicht nur teure Charterflüge gebucht, was an ihre Flugaffäre 2023 erinnert. Dafür hat sie auch Militärstützpunkte besucht. Das ist jedoch nicht ihr Job – sie führt eine zivile Behörde!

Doch niemand klopft ihr auf die Finger. Nicht einmal das Europaparlament, das sie doch kontrollieren sollte…

Siehe auch Update zum GPS-Vorfall: Zweifel an offizieller Darstellung

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https://blogs.taz.de/lostineurope/die-gps-geschichte-bricht-in-sich-zusammen/

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kommentare

  • Hätte aber doch sein können, oder? Dieses „Steckt Russland dahinter?“ ist einfach zu praktisch in allen Lebenslagen, der Regen vorher kam mir z.B. auch verdächtig vor. Und was ist mit den ungewöhnlich fliegenden Möwen hier – sind das vielleicht Kreml-Spione (da war doch mal was mit einem Wal in der Ostsee…)?

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