Nach dem chaotischen Europa-Trip von US-Präsident Trump steht die EU als Loser da. Doch nun kommt ein neuer Hype aus Brüssel: Mit Freihandel retten wir die freie Welt! Indes: Die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Tatsächlich entsteht mit dem neuen Japan-Abkommen JEFTA ein riesiger Handelsraum, der mehr als ein Drittel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts ausmachen würde. Die deutsche Exportwirtschaft kann sich die Hände reiben.
Durch das neue FTA – Freihandelsabkommen – will sich die EU die Führungsrolle im Welthandel sichern. “Wo andere Mauern bauen, müssen wir Brücken schlagen“, sagt Handelskommissarin Malmström.
Allerdings hat die Sache einen Haken. Niemand kann sagen, ob JEFTA Europa wirtschaftliche Vorteile bringt – oder ob die Nachteile überwiegen. Werfen Sie mal einen Blick in die Folgenabschätzung (sie steht hier).
Darin findet sich nicht einmal eine aktuelle Wachstumsschätzung. Stattdessen beruft man sich auf eine alte Schätzung von 2012, derzufolge der langfristige ökonomische Nutzen auf +0,76% des BIP geschätzt wird.
Langfristig – also auf mindestens zehn Jahre. Aufs Jahr umgerechnet macht das nicht einmal 0,1% des BIP aus. Und einige Sektoren, vor allem die Automobilindustrie, könnten unter JEFTA sogar leiden!
Zu einem gemischten Ergebnis kommt das Ifo-Institut in München. In einer 2017 veröffentlichten Studie heißt es, die Liberalisierung könne zu Wohlstandsverlusten in Japan, aber auch in Großbritannien, Griechenland oder Bulgarien führen.
Selbst in einem optimistischen Szenario, in dem Japan und Deutschland zu den größten Gewinnern zählen, beläuft sich der durchschnittliche Wachstumszuwachs auf kaum meßbare 0,06 Prozent des BIP.
Erstaunlich ist das nicht. Denn die EU und Japan teilen sich künftig zwar einen riesigen “freien” Markt – doch andere Länder bleiben für den Handel wichtiger.
In 2017 waren die USA für Deutschland auf Platz 1, Japan kam erst auf Platz 17 – nach Russland, Ungarn und der Türkei (Quelle: Destatis). Offensichtlich ist der Hype um JEFTAein klein wenig übertrieben…