Hat EU-Kommissionschef Juncker seinen Laden noch im Griff? Oder verlässt er sich ganz auf deutsche Seilschaften? Diese Frage stellt sich nach der jüngsten, ebenso überraschenden wie umstrittenen Beförderung.
Am Mittwoch hat Juncker die Beförderung seines Kabinettschefs M. Selmayr zum Generalsekretär der EU-Behörde mitgeteilt. Der Amtsinhaber A. Italianer hat angeblich freiwillig seinen Rückzug erklärt.
Es ist bereits die dritte Ernennung eines Deutschen in wenigen Monaten. Im letzten Jahr war der CDU-Politiker G. Oettinger zum Haushaltskommissar und de facto Vizepräsident der Kommission aufgestiegen.
Im September hatte Juncker zudem den CDU-Europaabgeordneten E. Brok zum Sonderbeauftragten für die USA ernannt. Brok hat Selmayr seit Jahren protegiert und zur Europawahl 2014 dann Juncker angedient.
Die drei Deutschen fallen nicht nur durch ihren Erfolg bei Juncker, sondern auch durch ihre Nähe zur Bertelsmann-Stiftung und zu Kanzlerin Merkel auf. Es ist eine christdemokratische Seilschaft par excellence.
In Brüssel stieß die Nominierung Selmayrs prompt auf Kritik. Nicht nur britische und französische Medien mokierten sich über die Entscheidung. Sogar deutsche Agenturen spotten über “Junckers Monster“.
Diesen Titel hat sich der 47-jährige redlich durchaus verdient – durch seinen schier übermenschlichen Arbeitseifer, aber auch mit Durchstechereien, die zuletzt sogar Juncker in die Bredouille brachten.
So soll Selmayr vertrauliche Gespräche seines Chefs mit der britischen Premierminister May an die “FAS” durchgestochen haben. Juncker musste sich beim May entschuldigen – nun bedankt er sich auf seine Art…
Ein aktuelles Porträt steht hier (taz.de), mehr über den Vormarsch der Deutschen in Brüssel hier