vonericbonse 16.03.2018

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Der Fall des mutmaßlichen Giftangriffs auf einen russischen Ex-Spion in Großbritannien schlägt immer höhere Wellen. Nach den USA hat sich nun auch die EU hinter London gestellt. Wird das jetzt zum Bündnisfall?

Premierministerin May hat bereits die Nato eingeschaltet. Doch die Allianz zögert noch. Mit 9/11 – dem letzten Bündnisfall – ist die Affäre wohl nicht zu vergleichen.

Umso unverständlicher, dass die EU sofort springt. „Wir sind sehr besorgt wegen der Situation, auch wegen der Erkenntnisse, die Großbritannien bislang hat“, sagte Kommissionsvize Dombrovskis. Natürlich könne London auf die Solidarität der EU zählen.

Wie bitte? Dombrovskis ist überhaupt nicht für Außenpolitik zuständig. Und was für eine Solidarität ist denn hier gemeint? May hat Russland ein Ultimatum gestellt, will Dombrovskis das jetzt etwa auch tun?

Es wäre eine gefährliche Eskalation. Gerade erst hat die EU ihre – wirkungslosen – Sanktionen wegen der Krim-Krise verlängert, eine Aussprache gab es nicht. Will man sich nun von May in einen Krieg ziehen lassen?

Um ein Haar hätte die angeschlagene Regierungschefin von einem „Kriegsakt“ gesprochen, notiert der Onlinedienst „Eurointelligence“. Nun ist von einem „direkten Angriff auf unser Land“ die Rede.

Wie sie darauf antworten will, dürfte sich in den nächsten Stunden klären. Fest steht schon jetzt, dass sie mit dem Russland-Bashing von den hausgemachten Problemen beim Brexit ablenken will…

 

P.S. In ähnlichen Fällen hat die EU in der Vergangenheit nie so hart reagiert. Wenn mutmaßliche israelische oder türkische Agenten ihre mutmaßlichen Feinde in Berlin oder Paris ermorden, schaut Brüssel meist betreten weg…

 

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