vonericbonse 24.05.2019

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Alle reden über Strache, die FPÖ und die Rechten. Doch über einen anderen Skandal, der mindestens genauso brisant ist, hören wir fast nichts. Es geht um Glyphosat, Monsanto – und die Überwachung von Medien und Politik durch einen deutsch-amerikanischen Konzern.

Die Rede ist von den Geheim-Listen mit Kritikern, die Monsanto erstellen ließ. Aufgedeckt wurde der Skandal in Frankreich. Doch mittlerweile zieht er immer größere Kreise.

Derzeit gehe man von Listen in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien und Großbritannien aus, teilte der Bayer-Konzern, dem Monsanto gehört, mit. Auch die EU war im Visier.

Die von Bayer beauftragte Anwaltskanzlei Sidley Austin soll nun untersuchen, ob es in weiteren Ländern derartige Listen gegeben hat. Wie viele Menschen auf den Listen stünden, werde noch geklärt.

Die Betroffenen sollten spätestens Ende kommender Woche informiert werden, heißt es in Leverkusen. Wie praktisch: Das wäre nämlich nach der Europawahl – und hätte politisch keine Wirkung mehr.

Dabei ist der Skandal mindestens so brisant wie die Strache-Affäre. Monsanto hat gezielt versucht, die europäischen Medien und die Politik zu manipulieren. Das Ziel war die EU.

Auf den geheimen Listen standen nicht nur Journalisten, sondern auch die frühere französische Umweltministerin Segolène Royal. Die französische Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.

Doch wo bleibt der Aufschrei der Europapolitiker? Was sagen unsere Spitzenkandidaten? Wo sind die TV-Debatten, in denen über die Macht von Bayer und Monsanto und ihren Missbrauch diskutiert wird?

In Frankreich ist der Skandal ein großes Wahlkampf-Thema. In Deutschland hingegen wird er tot geschwiegen. Es soll sich wohl niemand daran erinnern, wie es kam, dass die Glyphosat-Zulassung in der EU verlängert wurde!?

Siehe auch “Merkel für Monsanto – pardon: Glyphosat” sowie “Monsanto-Skandal: Die (mauen) Reaktionen”

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https://blogs.taz.de/lostineurope/monsanto-schlaegt-strache/

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kommentare

  • hm. ich hab mehrfach darüber gelesen, in verschiedenen medien. also geschwiegen wird schon mal nicht.
    aber vielleicht ist es kein skandal, weil alle – oder fast alle – genau das von monsanto/bayer erwartet haben?
    „für den profit der reichen, gehen sie über leichen…“

  • naja, dann sollte dieser artikel vielleicht in der taz stehen und nicht hier im blog, wo nur ein kleiner der ler*innenschaft sich hin verirrt….

  • War da vor ein paar Jahren nicht etwas? Da gab es doch den Schmidt (Schmidtchen Schleicher), der der damaligen Umweltministerin Barabara Hendricks in den Rücken gefallen ist, und die Verlängerung des Einsatzes von Glyphosat aus dem Bauch heraus befürwortet hat.
    Und wie war die verlogene und verschwurbelte Reaktion unserer „Klimakanzlerin? Mehr als verhalten. Es schien so, als sei es ihr gar nicht so unrecht. Leider wurde dieser Skandal von den Medien nicht vertieft.

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