vonericbonse 22.01.2022

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Mit den angedrohten Russland-Sanktionen würde sich die EU selbst ins Knie schießen. Die Kapitalmärkte könnten zusammenbrechen, die Gasversorgung wäre akut gefährdet. So langsam scheint dies auch der Politik zu dämmern.

So warnt der desiginierte CDU-Chef Merz vor einer “Atombombe für die Kapitalmärkte”, falls die EU Russland wie angedroht vom Finanzdienstleister Swift abklemmen sollte.

“Swift infrage zu stellen, das könnte die Atombombe für die Kapitalmärkte und auch für die Waren- und Dienstleistungsbeziehungen sein”, sagte er zu dpa. “Wir sollten Swift unangetastet lassen.”

Swift sitzt in Belgien und damit in der EU. Deshalb sind die USA auf die EU angewiesen, um hier Strafmaßnahmen zu verhängen und Russland vom Finanzsystem auszuschließen.

Ein Desaster droht auch bei der Gasversorgung. Hier lautet die Drohung, die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu stoppen. Dies wäre jedoch ein extrem negatives Signal an die Märkte, wie wir bereits im Dezember gesehen haben.

Nach Äußerungen von Außenministerin Baerbock zu Nord Stream war der Gaspreis in die Höhe geschnellt. Dasselbe dürfte bei Gas-Sanktionen gegen Russland passieren.

Die USA planen deshalb bereits eine Notfall-Gasversorgung für EUropa. Vertreter des US-Außenministeriums hätten mit Unternehmen über Kapazitäten für höhere Liefermengen gesprochen – für den Fall, dass russische Gaslieferungen unterbrochen werden.

Das zeigt, wie pervers die Sanktions-Drohung aus EU-Sicht ist. Sie würde die Gasversorgung gefährden und Europa von US-Hilfe abhängig machen – incl. schmutzigen Fracking-Gas made in America.

Wann wachen die EU-Politiker endlich auf und distanzieren sich von derart kontraproduktiven Sanktions-Drohungen? In Moskau weiß man nur zu gut, dass sich die EU selbst ins Knie schießen würde.

Dementsprechend wenig dürfte man sich im Kreml von den westlichen Ankündigungen beeindrucken lassen…

Siehe auch “Nach Friedensgesprächen droht Krieg” und “Im Schlepptau von USA und Nato”

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kommentare

  • @ T.Stephan
    „Russland hat (inzwischen!) ein massives Putin-Problem“
    Sie schießen ja aus allen Rohren nach Putin. Kommt etwas pathologisch daher. Hätten Sie gerne einen Krieg gegen Russland? Was hat Putin ihnen persönlich getan?
    „Das Fass ist inzwischen mehr als voll, in erster Linie und hauptsächlich gefüllt von Hr. Putin“
    Also ihr Beitrag ist gefüllt von Putin, sowie alle Medien, von morgens bis abends. Ganz vorne: Die BILD.

    Zum Artikel: Im Ausland lacht man schon über die deutsche Naivität und Opferbereitschaft: Die USA betreiben ungehemmt Handel mit Russland und China. Nur wir sollen das lassen um dann russisches Gas über die USA verkauft zu bekommen. Und warum? Wegen Putin, ist klar.

  • Sehr geehrter Hr. Bonse,

    könnten Sie mir bitte erklären, warum eine Abhängigkeit von Russland besser sein soll als eine Abhängigkeit von den USA und overall, warum eine Abhängigkeit überhaupt erstrebenswert ist?

    Haben Sie versucht mal in Erwägung zu ziehen, dass dies auch eine Chance für die regenerativen Energien darstellt, wenn kein Gas aus RU oder gar aus US beansprucht wird?

    Auch das, nach Ihren Ausführungen, die „Kapitalmärkte zusammenbrechen können“, ist eher unwahrscheinlich, so stark ist die Abhängigkeit der Welt oder der EU von Russland nicht – davon abgesehen, dass die sogenannten „Kapitalmärkte“ ohnehin eher für Sodom und Gomorrah stehen als für anständiges Handeln!

    Russland hat (inzwischen!) ein massives Putin-Problem und es ist keine Lösung, diesen Herrn weiterhin so gewähren zu lassen, wie er es jetzt tut und genau deshalb sind Sanktionen erforderlich, auch wenn diese uns schmerzen könnten.

    Was wären sonst Ihrer Meinung nach die Alternativen oder Vorschläge zur Lösung, ohne Sanktionen?
    > Putin annektiert weitere Staaten oder Gebiete davon und wir gucken zu?
    > Putin mischt weiterhin fröhlich mit „inoffiziellen“ Truppen in der weiten Welt bei Kriegsgeschehen mit und wir gucken zu?
    > Putin’s Propaganda- und Trollarmee mischt sich weiterhin in die Belange anderer Staaten ein und wir gucken zu (während Putin es sich natürlich verbittet, dass sich jemand in die Politik „seines“ Landes einmischt)?
    > Putin erfindet die Geschichte der Weltkriege weiterhin neu und verbietet Institutionen wie Memorial und wir gucken zu?
    > Putin pfeift weiterhin fröhlich auf Meinungs- und Pressefreiheit und wir gucken zu (das Sie das offensichtlich einfach in Ordnung finden, als Journalist, spricht in gewisser Weise Bände)?
    > Putin inhaftiert weiterhin unliebsame Personen nach eigenem Gutdünken und wir gucken zu?
    > Putin unterstützt und fördert weiterhin andere Regime und Dikaturen weltweit und wir gucken zu?

    Ich könnte diese Aufzählungen noch recht lange fortführen, aber ich denke Sie verstehen was ich aufzeigen möchte.

    Das Fass ist inzwischen mehr als voll, in erster Linie und hauptsächlich gefüllt von Hr. Putin und jetzt sollen wir diese Fass auslöffeln, nein danke Hr. Bonse, so geht es nicht weiter!

    Gute Beziehungen zu Russland und ein vertrauensvolles Miteinander von Russland und der EU/Weltgemeinschaft – na klar, keine Frage, dies wäre mehr als wünschens- und erstrebenswert!
    Nur erkenne ich seitens Hr. Putin nicht das kleinste Entgegenkommen oder nur ansatzweise irgendeine Kompromißbereitschaft, sondern ausschließlich Forderungen, Manipulationen, Einflussnahme und Paranoia auf seiner Seite und nun sollen wir dazu noch ja und Amen sagen und wenn nicht, sind wir
    „wieder die Bösen“ – nein danke!

    Ich unterstütze sämtliche Sanktionen und deren Folgen, welche durch Sanktionen seitens der EU an Russland entstehen (wenn auch mir die Bevölkerung Russlands leid tut!).
    Ich unterstütze kein Regime, welches vergangene Machtfantasien wiederbeleben möchte und das zu Lasten von Menschen – tun Sie das etwa?

    Mit freundlichen, aber auch zornigen Grüßen
    T. Stephan

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