vonericbonse 18.06.2022

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Wladimir Putin vergleicht sich neuerdings gern mit Peter dem Großen. Genau wie der alte Zar will auch er “Land zurückholen”. Das weckt die Sorge, dass sich der russische Revisionismus nicht auf die Ukraine beschränken könne.

„Peter der Große hat nichts genommen, sondern er hat das Land zurückgeholt”, erklärte Putin. “Ja, er holte das Land zurück und stärkte es. Genau das hat er getan. Offensichtlich sind jetzt wir an der Reihe, das Land zurückzuholen und zu stärken.”

Das lässt nichts Gutes ahnen. Der russische Revisionismus ist offenbar nicht nur auf das Zurückdrängen der Nato, sondern auch auf eine Vergrößerung und “Stärkung” des Reiches aus. Die Ukraine könnte bloß der Anfang sein.

Wer kommt als Nächstes? Moldau, das Baltikum, Finnland und Polen? Oder vielleicht sogar Alaska – und damit die USA? Alaska gehörte auch mal zum großrussischen Reich, betont die “Welt”.

“An diese Nato-Länder denkt Putin, wenn er von „Großrussland“ redet”, behauptet das Springer-Blatt – ganz so, als habe “Wladimir der Große” seinen Schlachtplan schon festgelegt, und als wolle er tatsächlich die Nato angreifen.

Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte. Im Gegenteil: Auf den geplanten Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens hat Putin bemerkenswert gelassen reagiert. An einer Ausweitung des Konflikts scheint er derzeit nicht interessiert.

Das könne sich jedoch ändern, wenn der Donbass erobert ist und Russland seine Ziele erreicht, heißt es in EU- und Nato-Kreisen in Brüssel. Putin müsse gestoppt und zurückgedrängt werden, sonst wolle er bald mehr.

Doch auch das ist eine unbewiesene Behauptung. Sie stützt auf eine gewagte, historisch falsche Parallele zwischen Putin und Hitler – und auf ein paar wildgewordene Politiker und Experten im russischen Fernsehen.

Was Putin wirklich will, können wir nur wissen, wenn es endlich zu Verhandlungen kommt. Doch dieselben, die sich in wilden Spekulationen über Putins vermeintliche Absichten ergehen, lehnen Verhandlungen kategorisch ab.

Sie setzen auf Krieg – genau wie “Wladimir Gerne-Groß”

Mehr zum Ukraine-Krieg hier

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kommentare

  • Wladimir Gerne-Groß sehe ich als Wladimir Gröfaz, dieser Artikel gehört in die Rubrik „ich schreib mir die Welt so wie ich sie möchte“. Die wildgewordenen Experten dieser lauen Sonderaktion gegen die Ukraine sind wohl die zukünftigen Kollegen von Herrn Bonse.

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