vonDominic Johnson 04.02.2011

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Kongos Armee hat die Lage in Lubumbashi wieder unter Kontrolle. Ein Mensch wurde bei den heftigen mehrstündigen Kämpfen um den Flughafen von Katangas Hauptstadt getötet, heißt es von offizieller Seite; was da eigentlich am frühen Morgen passiert ist, als eine Gruppe Bewaffneter den Flugplatz stürmte, bleibt unklar. Katangas Provinzgouverneur dementiert dermaßen nachhaltig, daß überhaupt irgendetwas passiert sei, daß es schon wieder seltsam wirkt: Lediglich „zwei oder drei“ Menschen hätten versucht, Panik zu schüren, es habe auch gar keine Schußwechsel gegeben und eine Stellungnahme an die Bevölkerung sei mangels Ereignis nicht notwendig.

Die Menschen, die aus Lubumbashi ängstliche E-Mails versendeten, sehen das möglichweise anders, zumal Sicherheitskräfte vor öffentlichen Gebäuden in Lubumbashi aufmarschiert sind und die Provinzregierung Krisensitzungen abhält. Geschäfte und Schulen blieben geschlossen.

Jean-Claude Katende, Präsident der einst in Lubumbashi ansässigen Menschenrechtsorganisation ASADHO (Afrikanische Menschenrechtsvereinigung), steht aus Kinshasa heraus in Verbindung mit Freunden und Familie in Lubumbashi und bestätigt: „Man sagt uns, die Armee habe den Flughafen zurückerobert. Es hat sich beruhigt. Wir warten die Entwicklungen ab.“ Wer die Angreifer waren, wisse man nicht.

Die verbreitete Mutmaßung in Lubumbashi ist, daß sogenannte „Katanga-Gendarmen“ für den Angriff verantwortlich sein könnten. Das sind Exilsoldaten der Sezessionsregierung Katangas unter Moise Tshombes in den 1960er Jahren – bzw. deren Nachkommen – die damals nach Angola flohen. Die Katanga-Exilkämpfer haben mehrfach eine wichtige Rolle bei politischen Umwälzungen im Kongo gespielt. Ihr Beistand aus Angola heraus war entscheidend für den Sieg Laurent-Désiré Kabilas über die Mobutu-Diktatur 1997. Nach kongolesischen Berichten hißten die Angreifer auf der UN-Basis des Flughafens eine rote Fahne – rot-weiß waren die Farben des unabhängigen Katanga.

Einer der historischen Katanga-Führer, Faustin Munene, geisterte vor wenigen Monaten als Führer einer neuen Exilrebellion gegen Joseph Kabila durch die kongolesischen Medien. Es ist also durchaus möglich, daß sich in Angola Kabila-feindliche Kämpfer sammeln. Munene selbst soll am 18. Januar in Brazzaville verhaftet worden sein. Aber bis jetzt bewegt sich jede Verbindung zu den Ereignissen in Lubumbashi im Reich der Spekulation.

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