vonDaniel Erk 11.03.2009

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“Das T-Shirt, das der 24-jährige André Z. trägt, ist weiß mit groben schwarzen Pixeln. Wenn man nicht genau hinschaut, könnte man es für ein cooles T-Shirt für Computer-Nerds halten. Aber André Z. ist kein Computer-Nerd, und das T-Shirt zeigt in Wahrheit auch keine Pixel. Die Leute von RTL haben die Verpixelung im Nachhinein hinzugefügt, um den eigentlichen Schriftzug unkenntlich zu machen. Auf dem T-Shirt steht groß: MASTERRACE. „Masterrace” ist das englische Wort für „Herrenrasse” und der Name einer einschlägigen Kleidungsmarke. Doch das Thema dieser Ausgabe der Nachmittags-Doku-Reihe „Mitten im Leben” lautet nicht „Mein Sohn ist ein Neonazi”. (…)

Die Aggression, mit der André Z. seine Mutter und ihren unsicheren jungenen Freund beschimpft, beleidigt und bloßstellt, ist erstaunlich. Aber die Fernsehleute haben sich entschieden, dass dieser unangenehme Mensch nicht als Neonazi auftreten darf und jedesmal den Schriftzug unkenntlich gemacht, wenn er oder seine Verlobte eines ihrer „Masterrace”-Shirts trugen. An keiner Stelle wird ihre politische Einstellung thematisiert. Nur das dauernde Flimmern auf der Brust und den Ärmeln zeigt, dass hier etwas nicht stimmt.

Alles weitere über den gekränkten Sohn einer frisch verliebten Mutter, über offensichtlich sehr anstands- und kulturlose Menschen, die sich jenseits von gut und böse auch noch ernsthaft für herausragende Vertreter einer aus gerade im gezeigten Beispiel wild herbeiphantasierten “Herrenrasse” halten (vielleicht würde ein Blick in den Spiegel helfen?) und darüber, wie RTL damit umgeht, dass hier ein Neonazis im Nachmittagsprogramm rumpöbelt – bei Stefan Niggemeier.

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