So ähnlich wie in einer Nacht in einem Berliner Club, an dessen Anfang man eher am Rand steht, an seinem Bier nippt, guckt und maximal mit dem Knie und Kopf ein bisschen wippt, bis man auftaut und abrockt, entwickelte sich „Give me your Love“ aus dem Projekt „Die Hofmeister“. Das Maxim Gorki Theater machte im Mai Neukölln zur Bühne und den Kiez zum Geschichtenfundus. Am Anfang waren die Kiezbewohner etwas fremdelnd, beobachtend, begegnetem dem Ganzen wohlwollend, mit steigender Neugierde. All abendlich wurden auf der Pannierstraße Neuköllner Liebesgeschichten inszeniert. Dabei war es am Anfang gar nicht so leicht, Liebesgeschichten zu finden oder vielmehr erzählt zu bekommen. Nach gut drei Wochen, kommen jedoch immer mehr Menschen, die ihre Geschichten vom Verlieben, von Rosenkriegen, lustvollen und traurigen Beziehungen erzählen wollen.
Seit dem 3. Mai wurde eine ganze Menge Geschichtenmaterial in Neukölln gesammelt. Schüler der Rütlischule und Anwohner bekamen Einwegkameras und dokumentierten fotografisch ihren Alltag (zu sehen im Magazin Gorki Planet, liegt u.a. in der Croissanterie aus), Anwohner erzählten Lebensgeschichten, Kleingärtner/innen, die um ihre Kolonie bangen, haben Kontakt zu Lehrern vom Rütli Campus, für den die Kolonie „Hand in Hand“ potentiell weichen soll. In den letzten drei Wochen sind neue Beziehungen entstanden. Miteinander reden anstelle des übereinander Redens.
Am Donnerstag _26.5.2011_ ist nun die Premiere, bei der aus dem Potpourie der Geschichten, kleine Theaterinszenierungen werden und mit denen die ganze Kreuzung Weserstraße/ Pannierstraße bespielt wird.
Weitere Vorstellungen folgen am Freitag _27.5._ und Samstag _28.5._.
Die Weserstraße wurde für das Spektakel schon gesperrt. Neben Anwohnern, die mit in die kurzen Shows inszeniert werden, wird der Späti mit einer „Lehrerkonferenz“ bespielt, das Zoogeschäft wird Ort kurzer Prosatexte „Pet Shop Girls“, die Cocina verwandelt sich in eine „Geschichts-Disko“und die Wohnung einer WG über dem „Freien Neukölln“ bietet Raum für Erinnerung „Memory“. Eine Straßenkreuzung wird zur Wimmel-Bühne.
Los geht es Donnerstag (PREMIERE), Freitag und Samstag um 19:00 Uhr. Bis halb 10 können die Inszenierungen besucht werden. Einen Zwang, alles an einem Abend mit zu erleben, gibt es nicht. Das Spektakel wurde so inszeniert, dass man nach Lust und Laune dazu stoßen und gehen kann.
Der zweite Akt folgt Ende Juni im Maxim Gorki Theater.