vonSchröder & Kalender 14.09.2006

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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.

Und so geht’s weiter mit den Problemen, ein Kopierwerk für die Pornofilme zu finden und einer Reise nach Schweden:
Anfang Dezember 1969 kündigte ich auf einer Pressekonferenz im Jagdschloß Kranichstein bei Darmstadt an, daß ich demnächst Pornofilme herausbringen werde. Aber ich hatte keinen Film, und erst recht gab es kein Kopierwerk, das so einen Film vervielfältigt hätte. Denn pornographische Abbildungen und Filme waren ja noch hochnotpeinlich verboten. Es existierte deshalb auch keine Produktionsszene in Deutschland für so etwas. Ich redete mit Bazon Brock über meine Schwierigkeiten, und er meinte: »Kein Problem, den Film drehe ich mit meinen Studenten von der Hochschule für Gestaltung in Hamburg, die Kamera macht Rainer Boldt.« Das war ein Absolvent der Münchner Filmhochschule, den Bazon noch aus seiner Schulzeit in Itzehoe kannte. Also wurde die Dramaturgie für ›Die Schüler‹ von Brock und seinen Studenten ausgearbeitet, es handelte sich bei diesem frühen Pornostück um einen zehnminütigen Stummfilm ohne Musik.

Der Film war fertig, jetzt brauchten wir ein Kopierwerk, aber von Geyer, Atlantik und Mosaik hörte ich nur: »Verkaufskopien von Pornofilmen?! Undenkbar!« Ich wollte schon aufgeben, da meldete sich ein Herr Svensson am Telefon, der erstaunlich akzentfrei deutsch sprach. Er habe aus der Presse von meinen Filmplänen erfahren, er selbst leite in Stockholm das bedeutende Filmunternehmen Venus Film AB. »Kommen Sie auf meine Kosten nach Stockholm, Sie wohnen im Grandhotel. Wir haben auch ein leistungsfähiges Kopierwerk an der Hand.«

Die Flugtickets wurden besorgt. Damals hatte ich bereits Flugangst, die war schleichend und ohne konkreten Anlaß gekommen. Jedoch, diese Reise nach Stockholm mußte sein. Vielleicht bin ich auch wegen meiner Flugangst mit dem Schriftsteller Manfred Esser bis in die frühen Morgenstunden in einer Bar versackt. Um sechs Uhr fuhr ich mit roten Augen und dickem Kopf in meine Wohnung, zerrte ein paar Klamotten in den Koffer und kam in letzter Minute am Flughafen an. Der Olympia-Press-Vertriebsleiter Peter Beitlich und der Rechtsanwalt Johannes Riemann warteten schon ungeduldig. Dann merkte ich, daß ich meinen Reisepaß vergessen hatte. Trotzdem flog ich mit. Bei der Zwischenlandung in Kopenhagen warnte mich ein Paßbeamter: »Es hat keinen Sinn, nach Schweden weiterzufliegen, ohne Reisepaß lassen die Sie nicht rein.« »Ist mir egal«, sagte ich stur und angesoffen, »ich muß nach Stockholm.«

Nach der Landung komplimentierte mich ein schwedischer Paßbeamter in eine Glaszelle, da ging es ab mit »Tyskedil« und »Yggdrasil«. Ich machte ihm auf englisch klar, daß ich von einem Mister Svensson erwartet werde, ein schwedischer Geschäftsmann. Sein Name wurde ausgerufen, und es meldete sich ein rotgesichtiger, weißblonder Typ um die fünfzig, der Schwede aus dem Bilderbuch. Er verhandelte mit dem Paßbeamten, zeigte ihm ein Dokument, das aussah wie ein grüner deutscher Reisepaß. Nach langem Hin und Her, und erst nachdem Svensson für mich gebürgt hatte, bewilligte man mir ein Visum für fünf Tage.

In seinem silbernen Mercedes – in Schweden ein teurer Spaß, weil diese Autos dort grauenhaft teuer sind – fuhren wir durch eine waldige Landschaft in die Innenstadt von Stockholm und parkten in einer Straße mit prächtigen Gründerzeithäusern. In der Beletage eines solchen Gebäudes residierte Svensson. Er stellte uns seine Frau vor, ein Dragoner mit einem Ansatz von Kropf, breit und herrisch. Im Salon war ein Smörgåsbord aufgebaut. Svensson zeigte auf die kalten und warmen Gerichte und erklärte, wie sie heißen: ›Rettet die Familie‹-Matjes, Gurken- und Heringssalat mit roter saurer Sahne, ›Sonnenaugen‹ mit Kapern, Zwiebeln und Anschovis, Gravlax mit Senfsauce, Leberpastete, Fontina- und Herrgård-Käse, saures dänisches Roggenbrot, Knäckebrot, gefüllte Zwiebelröllchen, Fleischklößchen und die überbackenen Anschovis-Kartoffeln ›Janssons Versuchung‹.

Bevor wir den ersten Aquavit kippen durften, zeigte uns der Gastgeber, wie man den Schnaps nach schwedischem Brauch trinkt: Zuerst wird das Glas in der Höhe des dritten Uniformknopfes gehalten – diese Sitte wurde von Offizieren eingeführt –, dann sucht derjenige, der den Toast ausbringt den Blick des anderen und sagt: »Skål!« Beide leeren das Glas mit eiskaltem Aquavit in einem Schluck, und bevor die Gläser auf den Tisch gestellt werden, sieht man sich in die Augen und nickt sich zu. Und wenn Frauen anwesend sind –»vackra flicka«, also schöne Mädchen –, dann heißt es: »Din skål, min skål, alla vackra flicka skål!«

Nach diesem Smörgåsbord und einigen Aquavits hatte ich einen Aufgesetzten, der böse Dröhnkopf von der vorangegangenen Nacht war weg. Wir gingen zum geschäftlichen Teil über. Svensson sprach ohne Akzent. Seine herrische Frau schien ihr Deutsch in Thüringen oder Sachsen gelernt zu haben. Svensson schlug vor, daß Olympia Film Deutschland mit ihm gemeinsam eine schwedische Aktiengesellschaft gründet, welche alle produzierten Filme in Schweden kopiert und sodann weltweit vertreibt. Denn er habe bereits gute internationale Verbindungen. Ich wartete auf den Pferdefuß, aber es gab keinen. Svensson ging es offenbar nur darum, die Olympia-Press-Filme zu exportieren, also unsere Filme zusammen mit seinen schwedischen weltweit zu vertreiben. Der Rechtsanwalt Riemann zog mit leichtem Pfeifen die Luft ein, es fehlten ihm vorn drei Zähne, keine Ahnung, warum er sich keine Brücke machen ließ. Er protokollierte die Verhaltung in seiner winzigen Schrift. Frau Svensson tippte den Vertrag, der vorsah, daß eine Olympia Film AB Stockholm gegründet wird, beide Partner hälftig beteiligt sind, und mein Anteil vom Aktienkapital, also etwa fünfundzwanzigtausend Mark, von Svensson bezahlt wird. Beitlich und ich erklärten uns dieses ungewöhnliche Entgegenkommen damit, daß Svensson wohl sehr am Logo der ›Olympia Film‹ interessiert war und an den weltweiten Vertrieb glaubte.

Der Rechtsanwalt flog noch am Abend zurück, Beitlich und ich wohnten im Grandhotel, weil wir noch mit den Leuten vom Kopierwerk verhandeln mußten. Aber Svensson wollte uns vorher erst seine Pornofilme vorführen. Sein Büro befand sich in einem alten Verwaltungsgebäude von General Electric, die Telefonzentrale war nicht besetzt, da sah man diese vielen Stöpsel, also uralte Technik. Die Portierloge war ebenfalls leer, überhaupt kam mir das Haus wie ausgestorben vor. Mit einem rumpelnden Paternoster ging es in den sechsten Stock, am Ende eines Flurs befand sich Svenssons Büro, ohne Türschild. In einem der drei Räume stand ein Projektor nebst transportabler Leinwand, hier zeigte er uns seine ›Venus-Filme‹, deren Logo eine Weltkugel war, auf der eine nackte blonde Frau mit gespreizten Beinen saß.

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Nach der Vorführung lud Svensson uns in »Stockholms bestes Restaurant« ein. Im ›Operakällaren‹ servierte man uns wieder ein Smörgåsbord. Hier wurden die Platten auf einem dreistufigen Buffet präsentiert, die Dekoration war nobelpreiswürdig. Dazu tranken wir norwegischen ›Linie-Aquavit‹. Die whiskyartige goldene Tönung und seine Milde bekommt dieser Schnaps, weil er in eichenen Sherryfässern auf die Reise nach und von Australien zweimal den Äquator überquert. Und zum Abschluß gab es noch eine Spezialität: ›Kaffee Kuckuck‹. Ein Zehn-Öre-Stück wird in eine Tasse gelegt und Kaffee darüber gegossen, bis man die Münze nicht mehr sieht. Dann kommt so lange Aquavit hinzu, bis die Mischung wieder klar genug ist, um die Münze wieder zu erkennen.

Wir waren schon ziemlich angedudelt, als wir im Nightclub Alexandra’s ankamen. Hier gesellte sich auch die Blondine zu uns, die wir bereits vom ›Venus-Film‹-Logo kannten. Je länger wir dem Aquavit zusprachen, desto mehr bekam Svenssons Deutsch auch eine sächsische Klangfarbe. »Näwohr, die Frau ist meine Freundin, aber wenn du willst, dann kannste se och mal die Nacht haben, näwohr.« Die blonde Venus wurde gar nicht gefragt. Wieder wurde ein Aquavit gekippt: »Skål!« Jetzt öffneten sich alle Schleusen, und Svensson ging mich an: »Duh, gib’s doch zuh, wir wolln doch alle nur des eene, eene Million un een warmes Nest, gib’s doch zuh. Es geht nicht um des bißchen Pornographie, mein Lieber, in Wohrheit geht’s um ganz andere Sachen. Wenn du wüßtest, worum es geht, wo wirklich das große Geld drin ist! Wir haben doch weltweite Verbindungen, nicht nur in die Bundesrepublik, auch in die DDR!« War der verrückt geworden?! »Duh, ich bin doch och Deutscher! Ich heiße gar nicht Svensson, ich heiße Buschmann. Ich bin in der SS gewesen und muß höllisch aufpassen!«

Dann erklärte mir Herr Buschmann alias Svensson, daß sein Geschäft mit den Pornofilmen nur Tarnung sei, das richtige Geschäft sei, Waffenelektronik für Südamerika und Libyen. Und: »Skål! Duh, eene Million un een warmes Nest. Ich besitze zwei arabische Vollblüter, die kommen aus Libyen!« Waren wir einem Spinner auf den Leim gegangen? Aber da tauchte Svenssons Frau auf, sie tuschelte mit der blonden Venusfalle. Sofort hörte Svensson auf, über Zielfernrohre und Raketen zu reden, er saß geduckt und schuldbewußt da. Frau Svensson verlangte nach der Rechnung und warf uns einen haßerfüllten Blick zu, damit war der Abend im ›Alexandra’s‹ gelaufen.

Am nächsten Morgen rief Svensson an, sein Ton hatte etwas unterdrückt Aggressives. Ich fragte ihn: »Was ist denn nun mit der Besichtigung des Kopierwerks?« »Nicht so ungeduldig, heute geht es nicht.« Es gäbe vorher noch einiges mit seinen Partnern zu besprechen. Also fuhren Beitlich und ich wieder zu seiner Wohnung. Die Konferenz fand in einem der großen Zimmer statt, diesmal ohne Smörgåsbord, aber wieder mit Bier und Aquavit. Hier erwarteten uns zwei Herren, den einen stellte Svensson uns als den Chef einer Werkzeugmaschinenfabrik aus Württemberg vor. Der Mann trug einen steifen Anzug in hellgrau – heute würde ich sagen: »stasigrau«. Herr Becker aus Schwaben sprach hochdeutsch. Später habe ich festgestellt, daß seine Maschinenfabrik in Württemberg überhaupt nicht existierte. Der andere Partner war ein Amerikaner, angeblich von United Fruits, mit ihm sprach ich eine Stunde lang englisch, dann redete er unvermittelt fließend deutsch.

Nachdem nun auch die Partner uns kennengelernt hatten, alle Fragen geklärt waren und dem Geschäft nichts mehr im Wege zu stehen schien, ging Svensson plötzlich zu einem Bücherregal, holte hinter den Folianten etwas hervor und hielt Beitlich und mir vier kleine Elektroteile hin: »So, hier habt ihr was, damit ihr’s wißt, das ist für uns nur so der Spielkram! Hier, schenk ich euch, da habt ihr jeder zwei. Es wird ja sowieso alles abgehört, näwohr? Wir wissen immer, was ihr redet. Das könnt ihr mitnehmen in die Bundesrepublik.« Es waren tatsächlich kleine Sender, also Wanzen, und sie funktionierten! Wir haben sie später in Frankfurt ausprobiert. Das Geschenk sollte wohl eine Warnung sein nach dem Motto: Wir haben euch immer unter Kontrolle. Dann waren wir entlassen mit dem Versprechen, daß sie uns am nächsten Tag endlich das Kopierwerk zeigen.

Mit den vier Wanzen in der Tasche fuhren wir zurück ins Hotel und machten uns im Taxi klar, daß sie sicher in unseren Zimmern auch solche Dinger versteckt hatten. Damit sie uns nicht abhören konnten, wanderten wir auf den Hotelfluren entlang und besprachen die Lage. Da das Hotel ein Rundbau war und die Zimmer um einen Lichthof gebaut waren, gingen wir immer im Kreis die Flurkurve entlang und tranken im Gehen Tuborg-Bier. Wenn wir Nachschub aus der Minibar holten, wurde nur noch gestikuliert – wegen der Wanzen. Wir steckten in der Klemme, ungewollt waren wir zu Mitwissern geworden. Peter Beitlich wollte sofort abfliegen, ich machte makabre Witze, weil man ja als Leithund mutig sein muß. Wir wußten jetzt, daß denen das Pornogeschäft nur als Cover für Ihre Schiebereien mit Waffenelektronik diente. Dieser Buschmann alias Svensson hatte uns in seinem Suff erklärt, daß der schwedische Zoll bei Pornographie beide Augen zudrückt. Denn der Export von Pornographie war in Schweden nach wie vor offiziell verboten, das Verbot wurde aber lax gehandhabt. Die Waffenelektronik wurden als Pornofilme deklariert und passierte unbeanstandet den Zoll. Auf diese Weise schmuggelten sie die High-Tech der frühen Siebziger.

Anderthalb Stunden lang besprachen wir die Lage, liefen im Kreis und tranken Tuborg-Bier. Vor den Zimmern standen Elbkähne, Größe sechsundvierzig oder achtundvierzig, das waren die Schuhe von Eishockey- Funktionären, vermutlich ehemalige Spieler. In Stockholm fand ja gerade die Weltmeisterschaft statt. Und je öfter ich an diesen Schuhen vorbeikam, desto mehr reizte es mich, immer wieder mal ein Schlückchen Tuborg in diese kanadischen Downtowners zu gießen. Ja, gemein und eklig! Aber ich war doch besoffen! Stell dir vor, es hätte uns einer erwischt von diesen Kleiderschränken, der hätte uns doch umgenietet wie nix!

Warum wir am anderen Morgen trotz alledem wieder in Svenssons Mercedes einstiegen? Weil Beitlich und ich beim Frühstück beschlossen hatten, unsere Befürchtungen von gestern als Suffparanoia abzuhaken. Und deshalb wollten wir das Kopierwerk besichtigen. Die Fahrt ging zunächst über eine Autobahn, dann links in einen Wald und rechts in den nächsten. Von der breiten Straße bogen wir links ab, jetzt wurde die Straße schmaler. Beitlich und ich saßen auf den Rücksitzen, während dieser dumpfe Svensson Sprüche abließ in seinem Sächsisch: »Das will ich euch sagen, so Typen wie ihr, näwohr, da hätten wir frieher eenfach gesoocht: ›Riebe ob!‹« Ging das schon wieder los?! Ich verfluchte meine Sorglosigkeit und dachte: Wir waren ja saublöd, uns noch einmal mit dem zu treffen!

Wieder links rein, der Kerl raste mit 130 Sachen auf einem einspurigen Teerweg lang. Auf einer Lichtung bremste er endlich, hier standen drei Werkhallen. Mitten in der Wildnis gab es diese nagelneu errichtete Gewerbeanlage, abgeschieden von jeder Zivilisation. Vor dem Verwaltungsbau standen zwei Männer in weißen Kitteln und erwarteten uns. Der eine war groß und sah aus wie Doktor Frankensteins Gesellenstück, also wie Boris Karloff. Der andere neben ihm war ein kleiner dicklicher Typ, der dem großen nur bis zur Brustwarze ging. Mit seinem hinterhältigen Grinsen sah er aus wie der Schauspieler, der im Film von Louis Malle den Katzen das Futter wegfrißt. Das war wie im Horrorfilm! Ich konnte nur noch denken: Jetzt verkleben sie uns den Mund mit Leukoplast und dann ab zur Vivisektion!

Aber nein, Begrüßung: »tack« und »tysk«, »ju« und »jo«. Die Firma ›Cineprint‹ bestand offenbar nur aus diesen zwei gruseligen Herren und einer attraktiven Frau mit tizianrotem Haar. Sie bot uns Kaffee an, aber ohne Öre-Stück und Aquavit. Es gab in dem Werk tatsächlich zwei Kopierautomaten. Ich hatte mich vorher informiert, Cineprint besaß die neuesten Maschinen, die gerade auf der Messe in Hannover vorgestellt worden waren. Mit diesen Automaten konnten man pro Durchgang acht Super-acht-Filme kopieren. Das war kein Potemkinsches Kopierwerk, und trotzdem bleibe ich dabei: Es gehörte zu einem Undercover-Unternehmen. Boris Karloff verhandelte mit uns über Kopierpreise. Svensson machte einen zufriedenen Eindruck, anscheinend hatten wir die Prüfung bestanden, man hatte uns bereits in ihre Waffenelektronik-Porno-Connection eingeplant.

Auf der Rückfahrt zeigte dann der Ex-Sturmführer der Division Hitlerjugend, was er bei denen gelernt hatte: »Erstens, zweitens und drittens heeßt es: Dichthalten! Wenn wir erfahren sollten – und wir erfahren alles –, daß ihr beede nur een Wörtchen von dem erzählt, was ihr von mir erfahren habt, dann heeßt es: Riebe ob!« Wir versicherten ihm, daß wir schweigen können wie Gräber. Schließlich sei das ja auch in unserem eigenen Interesse wegen der Filmkopien.

Im der Hotellobby sagte ich zu Peter Beitlich: »So, Schluß! Jetzt müssen wir wirklich weg!« Ich bezahlte die Rechnung, hektisch packten wir die Klamotten ein und fuhren zum Flughafen. Da hieß es: »Sorry, leider können Sie die nächsten drei Tage nicht aus Stockholm abfliegen, wegen der Eishockey-Weltmeisterschaft ist alles ausgebucht.« Bei der Finnair bekniete ich eine Frau: »Wir müssen schnellstens nach Frankfurt, egal wie.« »Sie kommen hier nicht weg, es geht wirklich nicht.« Aber sie gab sich trotzdem Mühe, ließ ihre Buchungslisten so lange auf dem Bildschirm durchrollen, bis sie etwas gefunden hatte: »Die einzige Möglichkeit – aber das ist eigentlich Unsinn! – wäre erster Klasse über Helsinki nach Frankfurt. Sie hätten dann sechs Stunden Aufenthalt in Helsinki.« »Sehr gut! Machen wir!«

Kurz darauf flogen wir ab. Ich hatte keine Flugangst mehr im Erste-Klasse-Salon, wollte ja auch nur noch weg aus Stockholm. Wir tranken Veuve Cliquot Millésimé 1966, die drehbaren Clubsessel waren luxuriös. Nach dem vierten Glas Champagner landete die Maschine auf einer weiten Schneefläche und blieb vor zwei Betonkuben von Pietilä und Paatilainen stehen. Wir erkundeten das Flughafengebäude, in dem jede Bar mit zwei a und jede Toilette mit zwei o geschrieben wird, denn wir hatten überhaupt keine Lust mit einem Taxi ins Zentrum von Helsinki zu fahren, statt dessen betrachteten wir stundenlang die Flugzeuge der Aeroflot. Wir beobachteten die russischen Funktionäre, wie sie mit ihren Fellmützen und den vielen Plastikbeuteln, vier Tüten in jeder Hand, ihre Maschinen enterten. Finnland war offenbar der Basar für die Nomenklatura. Dann wurde endlich unser Flug nach Frankfurt aufgerufen. Wir saßen wieder in der ersten Klasse, tranken wieder Champagner und empfanden eine große schwedische Erleichterung.

(BK / JS)

In letzter Zeit sind die FAQs: »Du hast doch bei Olympia Press Ende der Sechziger die ersten pornographischen Bücher und Filme für den freien Markt gemacht. Wie fing das an? Warum, wieso, weshalb?« Diese Fragen werde ich in loser Folge beantworten, unter dem geflügelten Titel: Making of Pornography. (JS)

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