vonDetlef Guertler 26.04.2009

taz Blogs

110 Autor*innen | 60 Blogs
Willkommen auf der Blogplattform der taz

Mehr über diesen Blog

Okay, das Wort ist nicht nur nicht neu, sondern sogar schon ein Teekesselchen. Zum einen heißt so jener afrikanische Wüstenstaat, von dem meine Frau meint, dass man eigentlich Deutschland dorthin umsiedeln müsste (und könnte), wenn es einem mit dem Klimaschutz wirklich ernst wäre. Zum anderen ist Mali der Plural von Malus, was wiederum das Gegenteil von Bonus ist.

Größere Verbreitung fand der Malus bisher erst einmal, nämlich zur Sumpfblütezeit des Numerus Clausus, als bayrische und baden-württembergische Abiturienten dafür bestraft wurden, dass im Schnitt in ihren Bundesländern die Abiturzeugnisse besser waren als in Bremen oder Hessen. Ansonsten gibt es in der Welt viel mehr Boni als Mali.

Aber wollen wir das nicht gerade ändern? Regen wir uns nicht tierisch über die Millionen-Boni auf, die Manager bekommen, deren Unternehmen gerade an die Wand gefahren ist? Da könnten wir doch eigentlich den Malus einführen, oder? So wie ein Manager davon profitiert (und auch profitieren sollte), wenn das Unternehmen floriert, könnte er doch auch zur Kasse gebeten werden, wenn das Unternehmen leidet. In extremen Fällen, bei vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Handlungen, geht das heute schon, aber man könnte solche Passagen auch regulär in die Arbeitsverträge einbauen. Innerhalb einer gewissen Bandbreite der jeweils maßgeblichen Ergebnis-Parameter gibt es das Normal-Gehalt, darüber werden Boni gezahlt, darunter Mali zurückgefordert.

Das könnte drei mögliche Konsequenzen haben: Schlechte Manager werden ruiniert, oder die Manager schaffen es endlich, eine eigene Gewerkschaft zu gründen, die Mali-Tarifverhandlungen übernimmt, oder die Versicherungen können als neues Produkt die Malus-Versicherung anbieten, die den Managern das Zahlungsrisiko abnimmt. Alle drei wären doch eigentlich gar nicht so schlecht.

Besonderen Charme hat für mich die Versicherungslösung: Um die jeweilige Prämienhöhe im Einzelfall berechnen zu können, müssten die Versicherer nämlich Wege finden, um die Qualität eines Managers bewerten zu können – je höher die Management-Qualität, desto niedriger die Versicherungsprämie. Und ein solcher Bewertungsmaßstab wäre nun tatsächlich ein grandioser Fortschritt.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/mali/

aktuell auf taz.de

kommentare