vonEva C. Schweitzer 03.06.2009

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Welcome back! Viel ist passiert, seit ich mein letztes Blog geschrieben habe; Obama wurde zum Präsidenten gewählt, die Berliner Zeitung verkauft, die Hälfte der ZEIT ist nach Berlin gezogen, leider weiß ich nicht, welche Hälfte, mein Wohni in Berlin hat angefangen, seine Habilitation zu schreiben und seine japanische Freundin kümmert sich nun um meine Pflanzen, was deren Todesrate halbiert hat, Ikea hat eine Filiale in Brooklyn aufgemacht und in Heathrow wurde das Terminal 5 eröffnet. Leider landen die Flüge, auf die ich gebucht werde, am Terminal 3, so dass ich immer noch in aller Herrgutsfrüh mit dem Bus über den Vorhof der Hölle gekarrt werden. Natürlich könnte ich direkt mit Continental fliegen, aber ich will nicht, dass der deutsche Zoll mein McBook Pro konfisziert. Und ich habe ein neues Buch veröffentlich, bei Droemer-Knaur, es heißt Manhattan Moments und darin geht es um mein Leben in New York oder zumindest eine unterhaltsame Version davon.

Diese Blog handelt aber nicht von meinem Privatleben in New York, sondern davon, worüber ich mich tagtäglich aufrege. Lassen Sie mich anfangen mit meinem Liebling, Tom Friedman. Friedman ist Kolumnist bei der New York Times und ein Neocon, ein liberaler Neocon, das sind Leute, die auf dem moralischen hohen Ross herumreiten, etwa fordern, dass amerikanische Soldaten (oder, noch besser, deutsche und französische Söldner), Ordnung im Friedmanschen Sinne schaffen, wenn es schiefgeht, besteigen sie das nächste Ross und reiten hurtig weiter.

Friedman ist inzwischen vom Irakkrieg weggeritten und sorgt sich nun um globale Erwärmung. In diesem Sinne hat er neulich eine Rede in San Francisco gehalten, vor dem Bay Area Air Quality Management District, das ist eine Dachbehörde, die Emissionen in der Bay Area überwacht. Dafür bekam Friedman 75.000 Dollar.

Man könnte sich fragen, ist es nicht ein Interessenkonflikt, als unabhängiger Journalist von einer Behörde bezahlt zu werden, die man eigentlich belehren möchte, was sie zu tun hat? Das fragten jedenfalls der San Francisco Chronicle und die Los Angeles Times. Erst daraufhin gab Friedman das Geld zurück. Er hätte es natürlich auch einer Umweltorganisation spenden können, bevor Kollegen es herausfinden, aber der Lebenszweck der Neokonservativen ist es, andere zu belehren und nicht, sich selber zu unbequemen.

Mehr demnächst in diesem Theater.

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