vonEva C. Schweitzer 10.08.2009

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Heute morgen las ich mein Leben in der New York Times: Statt morgens als allererstes Kaffee zu machen und zu frühstücken, greifen wir als erstes zu unserem Blackberry/IPhone und checken die emails. Und die text messages. Einer meiner Liebhaber wacht sogar nachts auf und checkt seinen Blackberry, ich würde sagen, schwer ungesund. Die New York Times machte sich Sorgen, aber ich glaube, demnächst kommt eine Welle und verschlingt uns alle, und damit hat sich das Problem erledigt.

Mein eigener Tagesablauf spielt sich in diesen Wochen ein wenig anders ab: Ich wache auf, weil die schüchterne Katze um meinen Kopf herumturnt und mein Kissen beknetet. Und mich. Mit ihren Krallen. Die neugierige Katze kommt nicht so gerne ins Bett, sie legt sich lieber davor, wie ein kleiner Hund, und plärrt laut. Wenn ich aufstehe, checke ich weder emails noch koche ich Kaffee, ich stelle erst einmal eine Portion Katzenfutter hin, um nicht aufgefressen zu werden.

Am Abend sitze ich meist auf der Couch (der Nachbarin) und hole das emailchecken nach, derweil steckt die Neugierige ihre Nase in alles, was breiter ist als anderthalb Zentimeter. Ich komme mir vor wie Roger Rabbit in der Eröffnungsszene mit Baby Herman, nur dass mein Baby die neugierige Katze ist, die in den obersten Regalen der Küche herumtobt, zwischen Gläsern und spitzen Messern. Immerhin: Wenn ich streng gucke und sage, komm herunter, tut sie das, so nach zehn bis fünfzehn Minuten, wenn ihr langweilig ist.

Ich selber entdecke auch einiges in der Wohnung. Zum Beispiel hat die Nachbarin ein Shampoo aus Granatäpfeln, das dünnen Haaren extra volles Volumen verleiht. Wer benutzt das, sie oder er? Sie hat fülligere Haare, aber das liegt vielleicht daran, dass das Shampoo wirkt.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009,Taschenbuch, 9,95 €

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