von 28.06.2011

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Orientierungen
Warum Marx´ WORT? Engels Grabrede zu Marx schreckt nachhaltig vom Marx- Mythos ab, meint Lohmann mit Flechtheim bei Junius sehr klar [12f]. Mich beschäftigt an Marx, der Hegel vor sich hatt´ wie Moses Gott bis zu Jesus am Kreuz, was bei ihm heute Orientierung geben kann. Negt/Kluge in „Geschichte und Eigensinn“: Keine der herrschenden Mächte (Geld, Moral, Staat, Realitätsprinzip) gibt Orientierungen, auf denen einer sein Leben einrichten kann. Dies Bedürfnis sei massenhaft [1,1]. Ich mindestens teile es – aber mit welcher Masse?

Leninismus
Der gute alte Rosenberg bleibt übrig von dem Berg von Versuchen über Marx – mit der Entwicklungsgeschichte der bolschewistischen bis aufs Ende durchgeführten Idee -über Lenin bis zu Stalin. Er entwickelt sie als deutsche Idee oder Strategie aus Deutschland. und das heißt nach
Ruge´s „Lenin.Vorgänger Stalins“[2010]: Ist Marx der Vorgänger Lenins? Bei Lenin liegt für mich die ideologische Selbstansteckung des Schöpfers klar: Er war der -ismus, er wollte und brauchte ihn und er liquidierte alles an Idee, Mensch und Material, was nicht in die Strategie der gewaltsamen Beglückung via Weltrevolution passte. Ruge stürzt (m)einen Mythos vom schuldlosen Lenin.

Marxismus
Marx erinnert mich an sein Plakat, wo er sich entnervt von den imaginären Ideologen abwendet, tschüss sagt und geht. Er hat sich wohl nur Engels zugewandt und in Arbeitspausen seiner wachsenden Familie. Wolf Biermann zitierte ihn, er sei kein Marxist. Dass er Hoffnung auf Revolution hat in dieser 48er Zeit, teilt er mit vielen. Dass er nicht nur reflektieren, sondern ändern will, ist vor allem in den jungen Jahren im Blut. Und dass er einen Verein, die I. Internationale, gründet, darin ist er wohl typisch deutsch. Außerdem stirbt er vor dem Durchbruch der Bewegung gegen Bismarck vor Kummer über das Leid ??seine Familie, und nicht im Pistolenduell wie Lassalle, der eher einen Lenin abgegeben hätte. Ist Marx dennoch, in anderer Art, sein – ismus oder Philosoph, der Gegenwart so sieht und erkennen lehren könnte, wie sie ist? Der Marxismus jedenfalls ist für mich tot, ob als Sozialdemokratie, Alte oder Neue Linke. Mit der Errichtung des Sozialstaats hat er das Machbare gemacht und nicht die Weltrevolution versucht. Er ist an ihrem Mythos gestorben. Statt den Generalstreik zu organisieren, wurde er Partei in zwei Weltkriegen: die letzte Schlacht war nie die letzte und nie Revolution. Darüber ist kein Kongress gemacht worden.

Orientierungen II
Wäre es Marx? Ist er im dialektischen, durch Aufhebung bewahrenden Sinn Hegels? Hat er ihn nachhaltig auf die Beine gestellt, also überwunden? Oder müsste er nicht selbst wieder – neu – auf die Beine gestellt werden, weil er und seine Prognosen gescheitert sind? Kann er heute praktische Orientierung geben? Gibt seine einer freien Assoziation freier Produzenten das her? Steht da bürgerliche Gesellschaft wieder in ausreichender Distanz und neu zum Staat, statt zufrieden murrendes und betreutes Staatsvolk zu bleiben? Kann das von allen Seiten angewachsene Bürgertum [Marx Prognose] Bürgergesellschaft werden mit neuer Ausstattung auf der Höhe der Zeit: Gewaltfreie Verweigerung ohne eignen Machtanspruch, Gebrauchswertpräferenz, Grundeinkommen? Herrscht da ein Gesetz wie Gott – oder lebt da der Mensch unter der Natur und auf der Erde? Ginge das auf Marx zurück und könnte es gar ganz gut bei ihm als Ganzes zu verstehen sein?

Wenn „Marx lesen“ wie in den Lesekreisen der LINKEN beginnt, „Marx studieren“ als modische Protestation vegitiert, statt normaler Teil einer normalen Uniausbildung zu sein und „Marx forschen“ im Kampf um DFG- Budgets angegangen wird, hat es mit dem Alten nichts zu tun: er stand immer im Prekariat. Gehen wir doch mal ins WORT, wenigstens die Zeiten haben sich geändert. Kömmt es nicht darauf an, die sich ändernde Welt zu interpretieren, um uns darin zu gestalten? Und zugleich: Sind wir hier, in Europas Deutschland, auf einem gestaltenden Weg oder auf dem Marsch in die allgemeine Sackgasse?

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https://blogs.taz.de/marx_oder_forscher_der_moderne_/

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