von 31.05.2011

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Dass Du in (D)einem Garten arbeiten willst, hätte ich nie gedacht, sagt mein Ältester zu meiner Euphorie unter dem Lilienstein. Meine Gartenarbeit ist ungeteilt, schafft weder Gebrauchswert und Wert noch den Überschuss und ist damit im Reich der Freiheit –  aus Not und Zweckmäßigkeit hinaus (Edeka liebt Lebensmittel aus der Region). Sie ist sinnlich in jeder denkbaren Hinsicht und ich bedauere, dass ich den wunderbaren Blütenstand des Gummibaums verpasst habe.

Für mich ist die freie Arbeitsassoziation eine sehr verständige Abstraktion, die rigoros oder radikal im Jetzt Komplexität reduziert  und mir dadurch die kritische Distanz zum gewollten politischen Sozialstaat mit Bevormundungssyndrom erlaubt– Parteien und ähnliche Gewächse eingeschlossen. Meine Entfremdung endet da, wo ich ihm Grenzen setze, meinen vorauseilenden Gehorsam niederschlage und durch ein Grundmandat freier Bürger werden kann. Aber Kommunismus? War nicht in der DDR alles Arbeit und doch kein Kommunismus, weil nicht alles umgeworfen, was knechtet, erniedrigt, verächtlich macht und verlassen (MEW 1,385)?  Weil gemeinsame Arbeit als Staat organisiert und damit entfremdet?

Georg Lohnmann hält den DDR- Sozialismus auch nicht für Kommunismus, wenn er sich freut, ohne Marx- Dogma in der Humboldt- Uni zu sitzen und nichts Marxens.  Er kritisiert Marx für sein diffamierendes Rechts- und Moralverständnis und sieht in dessen „kategorischen Imperativ“ -Marx gegen Marx wendend –  einen ziemlich kompletten Würdebegriff.

Bloch: Kein Würde in Not und kein Glück in neuer untertänigkeit.

Kant: Keine Instrumentalisierung des Menschen, (aber auch – kann man ihm Vernunft und gar Würde zutrauen?)

Marx:  Keine Vernunft ohne vernünftige Verhältnisse.

Lohmann sieht im „Kapitalbuch“ die Herausbildung solcher wirklichen, nicht nur gedachten  Verhältnisse entwickelt: Lohnarbeiter als doppelt frei und Rechtssubjekt, sein Wertverhältnis durch das „historisch – moralische Element“ dezidiert zum Politischen geöffnet und zum sinnlich- bedürftigen komplettiert.
Doch das ist nach Marx alles noch der Vorgang, die „Not zu wenden“. Wie würde Marx jetzt ein „Reich der Freiheit“ radikal denken? Wie Bahro als Aufhebung der Arbeitsteilung? – Er würde wohl ganz praktisch in den ökonomischen Formen die Spuren suchen, die die neuen Subjekte hinterlassen: die neue Welt der Preise für Arbeitskräfte heran nehmen.

Freie Produzenten

Von da aus die wachsende Entkopplung von Arbeit und Einkommen konstatieren als Folge des rasanten Ersatzes von Arbeit durch jede Art von Maschine Schlussfolgern, dass da die tief in der Gewohnheit der Einzelnen sitzende Hauptform von Entfremdung  – Lohnarbeit für Arbeitslohn – erodiert und neu Grundeinkommen oder / und 15 Stunden Arbeit für die Notwendige Freiheit  heran muss für neue Bürger- Assoziationen. Dann sehe ich ihn wieder bei seiner verständigen Abstraktion gelandet: der freien Assoziation freier Produzenten!

Im Kampf dahin sehe ich die Gewerkschaften das Grundeinkommen auf 2000 € (die untere Schwelle eines guten Lebens) bringen und eine  breite APO für innere und äußere Gesundheit vom vereinigten Staatsapparat nicht die Macht sondern das Machbare nicht im Kampf, sondern in allen Formen von Boykott fordern. Und der Apparat wird machen müssen, wofür er bezahlt wird und die <Staatsdiener> werden es tun: für ihre komplette Existenz und den Arbeitsfrieden.

Es wird sich zeigen, was wird und das einzig Klare wird eine Richtung im gegenseitigen Umgang sein: offen, leicht, beweglich und zuhörend. Sonst, sagt Bischof Reinhard Marx, bis auf DIE PARTEI habe Marx wohl doch grundsätzlich recht: dann machen´s die Krisen. Marx als intellektueller Erlöser? Und was bleibt dann für Jesus? Die erwarteten 100000 in Dresden?
Als ich das Kommunismus – Kolleg in der Marx- Konferenz nach einer halben Stunde verließ, hatte sich das Abendmahl mit Jesus und Jüngern und Johannes – Kind, die zusammen essend alles teilen, über alle andre Vorstellung gelegt. Das ist Jesus „verständige Abstraktion“ dachte ich. Aber das kann nicht alles sein.

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