vonFalk Madeja 12.12.2008

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Mecom-Zeitungen in der KriseUm es kurz zu machen: den Mecom-Zeitungen geht es auch in den Niederlanden schlecht. Sehr schlecht. Mecom besitzt hier die regionale Zeitungsgruppe „Wegener“, es handelt sich um sieben regionale Tageszeitungen und viele Anzeigenblätter. Ohnehin schon gab es eine Sanierungsrunde, in der 80 Millionen Euro eingespart und 425 von ca. 4000 Mitarbeitern entlassen werden sollten. Die Redaktionen konnten immerhin erreichen, dass sie von den Entlassungen nicht betroffen waren. Nun, Ende des Jahres 2008, scheint alles noch viel schlimmer. Jetzt, nach dem der Anzeigenmarkt weiter eingebrochen ist, müssen noch einmal 25 Millionen Euro eingespart werden. Wahrscheinlich werden die Redaktionen nun doch dran glauben müssen.

Alex Engbers, Chefredakteur der Zeitung „De Stentor“, sagte, dass die Redaktionen bis zum 1. Januar mit Vorschlägen kommen müssten. Ansonsten würde alles nur noch schlimmer.

Unterdessen spielt noch mehr. Wegener/Mecom besitzt etwas mehr als ein Drittel an der Zeitung „Algemeen Dagblad“. Den Rest besitzt die Amsterdamer Zeitungsgruppe PCM (De Volkskrant, NRC Handelsblad, Trouw). Beide Parteien, durchaus ungewöhnlich, wollen das Algemeen Dagblad loswerden. Also erst einmal soll Wegener/Mecom seine Anteile an PCM verkaufen – und dann soll das Paket an die Persgroep aus Belgien weiter gereicht werden. Die ist in Flandern Herausgeber von Het laatste Nieuws und De Morgen – und in den Niederlanden hat De Persgroep vor einigen Jahren von PCM schon das notleidende Blatt Het Parool übernommen. Het Parool ist inzwischen eine prima Amsterdamer Zeitung geworden, die nicht mehr Geld verliest. Das Algemeen Dagblad, mit Lokalausgaben u.a. in Rotterdam, Den Haag und Utrecht, wäre sowohl inhaltlich als auch kommerziell eine gute Ergänzung. De Persgroep wäre dann in den vier großen Städten der Niederlande aktiv – und das wäre wirtschaftlich gesehen ein großes Pfund.

Doch die Panik in der niederländischen Zeitungslandschaft ist groß. Das Jahr 2009 wird kein Zuckerschlecken. In den vergangenen Wochen und Monaten haben die Verlage über die Anzeigen für das kommende Jahr verhandelt und die Ergebnisse dürften enttäuschend gewesen sein. Siehe Finanzkrise. Banken, Auto-Produzenten etc. dürften viele weniger Antzeigen schalten.

Die Regierungsparteien PvdA, CDA und Christenunie wollen eventuell einen Notfonds für Zeitungen gründen, in dem 30 Millionen Euro für „Innovationen“ gesteckt werden sollen. Das scheint mir ein absurder Plan zu sein. Innerhalb der traditionellen Zeitungs-Organisationen in den Niederlanden gibt es herzlich wenig Innovationsgeist, das muss einmal gesagt werden. Das hat nichts mit Geld zu tun sondern viel mehr mit der konservativen Sicht vieler Journalisten auf ihre Branche. Dabei ändert sich die Welt in rasendem Tempo, Stichwort Internet. Wenn schon 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen – dann sollte der niederländische Staat die in Internet-Start-Ups stecken, die mit Finanz-Spritzen so schneller internationale Märkte erreichen könnten.

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