In den letzten Tagen schien es so, als ob Mecom-Chef David Montgomery „der Entmachtung“ entgehen würde. Meldete ja auch die „taz“. Er verkaufte die Zeitungen in Deutschland, Berliner Zeitung & Co, für 152 Millionen Euro an DuMont Schauberg, löst damit einen Teil der 600 Millionen Euro Schulden ab und dann konnte er noch eine Revolte abwenden. Eine Aufsichtsrat-Mehrheit wollte ihn loswerden, aber die Investoren hielten ihm die Stange.
Alle Investoren? Nein, nicht alle. Da haben wir nämlich Jan Houwert, ehemals Chef und Miteigentümer von Wegener, einem Verlag mit regionalen Zeitungen in den Niederlanden. Der sah mit müden Augen an, wie seine Anteile an Mecom – er tauschte Anteile Wegener gegen Anteile Mecom – um 98 Prozent an Wert verloren. Das bedeutet, so berichten Medien in den Niederlanden, dass er einen Wert von 100 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro verdampfen sah. 98 Millionen Euro sind irgendwie weg. Das tut natürlich weh, keine Frage. Houwert sitzt in Problemen, er gehört zu den Aufsichtsrat-Leuten, die zurücktraten. Vielleicht wird er die Mecom-Beteiligung „Koninklijke Wegener“ in Zukunft beraten, aber gibt es auch begründete Zweifel, ob er denn überhaupt Ideen einzubringen hätte.
Die Sache wird noch komplexer. Denn die Mecom-Beteiligung Wegener hat nun wieder Anteile an der Tageszeitung „Algemeen Dagblad“. So etwas mehr als ein Drittel. Etwas, das Mecom-Wegener gern an Zwei-Drittel-Eigentümer PCM versilbern würde. Dieser Verlag, Eigtentümer auch der Zeitungen NRC Handelsblad, Trouw und De Volkskrant, hat seinerseits aber auch kein Geld. Die Stiftung für Demokratie und Medien, SDM, ist Eigentümer von PCM. Es gab ein kurzes heftiges Abenteuer mit der englischen Heuschrecke Apax. Die hatte für einen Teil der PCM-Anteile 327 Millionen Euro bezahlt. Dann ging alles irgendwie schief. SDM kaufte dann die Apax-Anteile für 150 Millionen wieder zurück.
Gewinn für Apax: 131 Millionen Euro.
Kosten für PCM Uitgevers: 300 Millionen Euro.
Schulden PCM heute. 120 Millionen Euro.
So, nun zurück zu Wegener, Mecom etc. Es gibt da nämlich noch eine Partei, die belgische Persgroep. Die hat in Belgien die Zeitungen „Het laaste Nieuws“ und „De Morgen“, beides prima Marken. „De Morgen“ ist ein bissel so wie „Der Standard“ in Österreich, also eine „leckere Zeitung(smarke)“. „De Persgroep“ hat PCM bereits die viele Jahre lang hoffnungslos Verluste machende Amsterdamer Zeitung „Het Parool“ abgekauft. Wobei kurios war – die heutige Stiftung „SDM“ hiess ja mal Stiftung Het Parool. Anyway.
Die Belgier wollen nun zunächst einmal das Algemeen Dagblad übernehmen. Gedacht war daran, dass PCM zunächst die Wegener-Mecom-Anteile übernimmt – und dann alles an „De Persgroep“ weiter verkauft. Die kolportierte Summe schwankt zwischen 20 und 60 Millionen Euro, Geld, das Mecom dringend braucht. Der Preis dürfte angesichts der finanziellen Krise immer weiter sinken.
Wenn wir jetzt mal spasserhalben rechnen: 600 Millionen Mecom-Schulden minus 150 DuMont-Schauberg-Kaufbetrag für die Berliner Zeitung etc. = 450 Millionen Euro. Bei jährlich 5 Prozent Zinsen sind das im Jahr 22,5 Millionen Euro allein an Zinsen… Die eventuellen Einnahmen Mecoms aus dem Verkauf des Algemeen Dagblad würde gleich an die Banken gehen. Sollte ein Drittel des AD also 20 Millionen oder 60 Millionen kosten, dann müssten die Belgier zwischen 60 und 180 Millionen Euro für das AD hinlegen. Das scheint mir sehr, sehr viel, wie auch immer. „Der Persgroep“ dürfte weder so viel eigenes Vermögen haben noch sehe ich Banken, die es leihen würden. Es gibt immerhin eine Wahnsinns-Krise. Banken, die ihrerseits am Rand des Abgrunds stehen und sicher ungeduldig verhandeln werden. Die Sache sieht so oder so hoffnungslos aus.
Und PCM? nun wird in den Niederlanden spekuliert, ob die ganze Konstruktion nicht gesprengt wird. Die HAL, eine Finanzierungsgesellschaft (Holland-Amerika-Linie, früher mal mit Schiffen und heute mit Geld unterwegs), könnte das NRC Handelsblad kaufen. Heute ist sie bereits Eigentümer von „Het Financieele Dagblad“, eine gut machten Wirtschaftszeitung. Also, „De Persgroep“ könnte „Trouw“ und „De Volkskrant“ übernehmen und die HAL das „NRC Handelsblad“.
Das NRC wäre aber auch was für den Axel-Springer-Verlag, DuMont Schauberg (!), Holtzbrinck, die FAZ etc. Das meine ich ernsthaft. Auf Nachfrage kann ich es erklären, der Artikel ist nun eh sehr lang.
Eigentümer PCM:
Stichting Democratie en Media (90,3 Prozent), Stichting de Volkskrant (7,2 Prozent), Stichting ter Bevordering van de Christelijke Pers (2,5 Prozent, Trouw) und Stichting Lux et Libertas (eine Aktie, NRC)
Stichting = Stiftung