The Rakes (Support: Filthy Dukes, James Yuill)
Intro Intim, Berlin, Lido – 19. Januar
Im Gegensatz zu den Brit-Pop-Jahren, als sich britische Gitarrenmusik zwar auf der Insel millionenfach verkaufte, aber in Deutschland nie einen Fuß auf den Boden bekam solange das Genre noch in irgendeiner Weise relevant war, konnte sich die letzte große Gitarrenbandwelle hierzulande sehr wohl durchsetzen. Ob Franz Ferdinand, Bloc Party oder Maximo Park, die Popversionen des Gang-Of-Four-Postpunks wurden durchweg ausgiebig mit Presse und Publikum bedacht. Lediglich The Rakes waren immer die hässlichen, wenig erfolgreichen kleinen Brüder und das obwohl nicht nur ihr erstes Album herausragend war, sondern auch ihr zweites – im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen – eine erfolgreiche und durchweg überzeugende Weiterentwicklung darstellte.
Für Album Nummer Drei hatten sich die vier Engländer nun nach Kreuzberg Berlin zurückgezogen, um dort ihre neue Platte aufzunehmen. Da der Post-Punk der Rakes immer deutlich dreckiger als der von Franz Ferdinand oder Bloc Party war, scheint Kreuzberg mit Kotti und Görli ein durchaus passender Ort für einen Rakes-Aufenthalt zu sein.
Den ersten deutschen Liveauftritt mit neuen Songs absolvieren die Londoner folgerichtig auch in Kreuzberg. Darf man zumindest den live gespielten Versionen glauben, wurde das Rad zurückgedreht und der Weg in die Disco, der bei Album Nummer Zwei noch zaghaft angedeutet wurde, wieder abgebrochen. Die neuen Songs erinnerten stärker wieder an die dreckigen Gossenhauer des Debüts.
Der Liveauftritt geriet auch zu einer Demonstration der Güte der beiden vorangegangenen Alben. Man vergisst bei all der neuen Musik ja schnell mal, wie viele große Songs die Rakes auf ihre beiden Platten packten. Das Triumphirat der ersten Singles – Strasbourg, Retreat und 22 Grand Job – hat nichts von seiner Wucht verloren und die etwas differenzierter aufbereiteten Lieder des zweiten Albums (When Tom Cruise Cries, The World Was A Mess But His Hair Was Perfect) gewinnen live dann doch wieder deutlich an Dringlichkeit.
Alles in allem erneut ein mehr als überzeugendes Konzert, was man nur mit Abstrichen von der Vorband Filthy Dukes sagen kann, die den Simian-Mobile-Disco-Gedanken jeglicher Subtilität berauben (hah!) und sich fröhlich durch ein Set bratzen als gäbe es keinen Morgen in Berlin. Vom Publikum wurden sie dafür mit einem beinahe euphorischen Applaus bedacht, was der Band offensichtlich so gut gefiel, dass sie versprachen, bald wieder zu kommen, denn so viele fröhliche Gesichter sähen sie in London normalerweise nicht, da dort nur miserable bastards zu ihren Konzerten kämen. Bei allem Respekt wie konsequent hier künftige Hits heimgehämmert wurden: müsste man sich das öfters ansehen, verginge einem auch der Spaß am Leben.
(Christian Ihle)
Mehr über The Rakes:
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