vonElisabeth Wirth 01.09.2011

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Seit etwas mehr als einem Jahr und immer massiver werdend geistern Mieterhöhungsgeschichten durch den Kiez. Nach Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichhain hat es nicht nur Kreuzberg, sondern auch Neukölln erwischt. Wer sich mal interessenhalber durch Wohnungsannoncen im Reuterkiez klickt, klopft drei Mal auf Holz und hofft, dass ihn/ sie nicht auch demnächst eine Mieterhöhung oder ein Umzug droht. Die, die gezwungenermaßen eine neue Wohnung suchen, weil die eigene verkauft wurde, die Miete angestiegen ist oder Nachwuchs sich anbahnt, raufen sich verzweifelt die Köpfe. Die wirklichen billigen Mieten in Neukölln waren einmal, 90qm Wohnungen für irgendwas um 350 € ist so was von 2005. Die Berliner Mieten sind in den letzten Jahren enorm angestiegen, prozentual zum Einkommen zahlen Berliner zum Teil mehr als in Hamburger oder Münchner.

Dass das Problem nicht nur einige wenige betrifft, sieht man nicht nur an den mehr werdenden Plakaten die an Hauswänden hängen oder Mietenstopp-Parolen, die direkt an sie gesprüht sind, sondern an Kieztreffen und -diskussionen. Und der für Samstag, den 3. September 2011 geplante Demonstration. Kurz vor den Wahlen am 18. September wird der Berliner Politik in dieser Hinsicht kein gutes Zeugnis ausgestellt. Einstmal sozialer Wohnungsbau ist heute in privater Hand und damit die Gewinne schöpfen kann, werden die Mieten so stark erhöht, dass es sich keiner, der dort noch lebt, länger leisten kann. Selbst Häuser aus den 70er, 80er, 90er Jahren und an stark frequentieren Straßen gelegen, in denen man noch bis vor 10 Jahren nicht unbedingt wohnen wollte, gelten heute als Toplage, für die einige richtig viel zu zahlen bereit sind.

Verdrängung ist in Berlin kein Nischenproblem mehr, an Wohnraum will verdient werden. So schreiben die Veranstalter auf ihrer Webseite: „ Alle Menschen sollen wohnen können, wo sie wollen. Bezahlbare Wohnungen für alle und überall! Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Ware. Wir zahlen unsere Miete nicht für Rendite.“

Parteien sind bei dieser Demonstration nicht erwünscht, denn es sind Bewohner dieser Stadt, die ein Zeichen setzten und sich nicht für den Walkampf vereinnahmen lassen wollen.

Start der Demo, die von Neukölln über Alt-Treptow nach Kreuzberg führt, ist 13°° Uhr am Hermannplatz, die Kundgebung ist für 17°° Uhr am Oranienplatz geplant.

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