Heute senkte Aldi seine Milchpreise: für Vollmilch von 55 auf 48, für fettarme Milch von 49 auf 42 Cent. Penny hat schon nachgezogen. Der Rest will folgen, die Molkereien haben Verträge mit zweistelligen Preisabschlägen unterschrieben. Den Milchbauern, die in der vergangenen Woche gegen den Preisverfall protestierten schlagen die Discounter damit lächelnd ins Gesicht. Davon, dass Frau Aigner und Herr Sonnleitner sich besorgt zeigen können sie sich leider auch nichts kaufen. Wenn wir Verbraucher das mitmachen, sehen wir bald keine Kühe mehr auf der Weide. Ist es Zeit, über einen Milchstreik am Supermarkt-Regal nachzudenken? Billig-Milch nein danke!
40 Cent sind das was die deutschen Milchbauern bei ihrem Streik im vergangenen Jahr als Mindestpreis ab Hof gefordert hatten, um mittelfristig überleben zu können – und zwar auch mit 40 Kühen, die auf die Weide kommen, nicht nur mit 1000 Viechern in der Milchfabrik. Mittlerweile ist der Preis für die Bauern unter 20 Cent gefallen: Ihre grosse Mehrheit wird das nicht überleben.
Schuld an dem Schlamassel ist wie üblich die EU-Agrarpolitik, die mit aller Gewalt bis 2015 die sogenannten Milchquoten abschaffen will und deshalb kontinuierlich die Mengen, die Bauern abliefern können, erhöht. Der gut 120 prozentigen Überversorgung der EU mit Milch begegnet sie seit Januar mit Export-Subventionen, die den Bauern nicht nützen; aber die Milchindustrie zudem noch in die Lage versetzen, Milchbauern in aller Welt zu ruinieren. Dagegen gibt es bereits einiges an Protest.
Wo aber bleibt bisher der Protest gegen die Vernichtung der heimischen Milchbauern? Auch wenn der Bund deutscher Milchviehhalter sich mittlerweile europaweit organisiert hat: Ohne massive Unterstützung durch das empörte Volk wird er sich allein diesmal nicht durchsetzen können. Nach allem was wir wissen ist eine Mehrheit der Deutschen bereit, höhere Milch- und Butterpreise zu bezahlen, wenn dies auch
tatsächlich den Bauern und nicht den Aldis, Müller-Milchs oder auch den von einem eher doppelzüngigen Bauernverband dominierten Grossmolkereien zu Gute kommt. Angesichts des mörderischen Drucks unter dem sie stehen, werden die Milchproduzenten sich allein möglicherweise nicht durchsetzen können. Einen zweiten Streik, der ihnen zwar Anerkennung aber keine fairen Preise bringt, werden sie kaum durchhalten können.
„Save Our Seeds“ meint deshalb: Wer sich jetzt an die Spitze der VerbraucherInnen-Bewegung zur Rettung der Milchbauern setzt und die Initiative ergreifft, der wird damit viel erreichen können. Es wäre schade, wenn das dem Deutschen Bauernverband vorbehalten bliebe, der sich letztlich immer auf die Seite der „wachse oder weiche“ Fraktion gestellt hat. Aber besser der machts als keiner.
Wie wäre es z.B. mit diesem kleinen Anfang: Bio-Molkereien und -Supermärkte verweigern sich dem Aldi-Trend, setzen ihre Preise demonstrativ herauf und zahlen davon einen Teil in die Kriegskasse des BDM. Oder: Campina, Deutschlands größte Molkerei (Landliebe & Co) verkauft nicht nur gentechnikfreie Milch, sondern auch bauernfreundliche. Oder: REWE, Edeka und Tengelmann stellen neben ihren Kassen Solidaritäts-Büchsen für den BDM auf. Oder: Foodwatch, Greenpeace, BUND, AbL und viele mehr rufen dazu auf: Kauft keine Milch unter 80 Cent pro Liter! Straft Aldi ab, gebt Penny Saures und helft den Bauern bevor es zu spät ist.
Ist schon klar, wir spinnen hier so vor uns hin. Aber irgendetwas muss jetzt passieren bevor die letzte Kuh lila und Deutschlands Weiden leergefegt sind. Oder etwa nicht?
Mutig voran geht, wie immer die Upländer Bauernmolkerei in Nordhessen, die schon seit einigen Jahren mit Erfolg für ihre „Erzeuger-Fair Milch“ 5 Cent mehr nimmt, die direkt an die Bauern gehen. Jetzt zahlt sie denjenigen Bauern, die freiwillig die verordnete Erhöhung der Milchquote nicht mitmachen, die letztlich zum Preisverfall führt, einen Sonderbonus. Ihre Milch gibts unter anderem bei Tegut.