Manchmal, da traut man sich aus seinem Kiez heraus und manchmal, da ist man nicht alleine. Manchmal, da folgt man einer Veranstaltung, die sonst ihre Basis in Good Old Neukölln hat und zum Abheben für einen Abend im Friedrichshain startet.

Die Musiktalkshow „TV noir“ gibt es seit 2008. Einmal im Monat werden zwei Bands oder Musiker/innen mit Singer-Songwriter-Repertoire auf die Bühne des Heimathafens eingeladen, spielen ihre Songs, erzählen aus dem Nähkästchen und überlassen auch mal fast ihr Hemd Freistil-Schwimmenden Zuschauern. Das Gastgebergesicht des TV Noir-Teams ist Tex, der charmant durch die Sendung führt, die im Internet in Ausschnitten und auf dem Berliner Sender ALEX zu sehen ist. Nun, nach über zwei Jahren wurde es Zeit, die Besten sechs Band und Solokünstler der letzten Jahre zu prämieren.

Der Saal des Astra, in rotem Schummerlicht mit flirrenden Discokugelsternen getaucht, füllt sich am Sonntagabend kurz vor 20°° Uhr. Schon vor der Zündung waren alle Plätze der Rakete ausverkauft. Bevor es richtig los geht, gibt es eine kleine Einweisung für den Start. Das Publikum darf trampeln, auf die Schenkel, dann in die Hände klatschen und bei Sekunde Null, die Arme, mit einem euphorischen Wuh in die Luft schwingen.

Tex und Co-Moderator Winson betreten die Bühne, von deren Decke Planeten hängen und Bordcomputer Erika wird zum Ersten Mal aufgerufen. Von der Leinwand am Ende der Bühne klärt Erika das Publikum über die erste Band auf. Yasmine Tourist, drei Jungs aus Süddeutschland, die auf der Bühne dann plötzlich gar nicht mehr so Jungenhaft wirken. Ein Klangkörper aus einer manchmal ganz samtigen Stimme des Sängers, Gitarren und einem unterschwelligen Country-Einschschlag, legt sich über das Publikum.

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Die zweite silberne Rakete geht an Moritz Krämer, der ein Lied über seine Ex-Freundin und deren tote Katze singt. Das Programm ist gespickt mit Mitmachaktionen für das Publikum und den entzückenden Einspielern von Erika. Dann sind Boy an der Reihe, Sonja Glass und Valeska Steiner die ein bisschen an Madison Violet und Dear Reader erinnern.

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Nach der Pause singt Wolfgang Müller und ist wohl der ruhigste und zurück-genommenste Künstler, der an diesem Abend die Bühne betritt. MissinCat, besteht aus Caterina Barbieri, einer schlanke Italienerin, deren reduziertes Arrangement von einem Mann am Cello begleitet wird. Alin Coen, die auf der TV noir Website meistgeküsste Künstlerin, bekommt, last but not least, die letzte silberne Rakete 2010. Und da passiert etwas mit mir, was mir, keine Ahnung wann, das letzte Mal passiert ist, bei ihrem Song „ich war hier“ steigen mir Tränen in die Augen und ich denke, verdammt, wie schön, dass ich heute hier sein kann.

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Die goldene Rakete, über deren Vergabe eine Jury entschieden hat, geht dann noch an Boy, die beinahe, in Gesprächen hinter der Bühne vertieft, die Entscheidung verpasst hätten.

Es gibt so Abende, da ist alles irgendwie toll und schön und anrührend, da hat man das Gefühl, dass die Menschen, die hinter dem Ganzen stecken, ihre Arbeit mit viel Liebe und Leidenschaft machen. Da stört dann auch kein, manchmal etwas überdreht wirkender Co-Moderator vom Motor F.M.. Da fährt man dann selig und inspiriert nach Hause und weiß, was man ab jetzt am ersten Sonntag des Monats vorhat.

*** Alle Gewinner der TV noir Rakete 2010 und 9 weitere Künstler sind auch auf dem TV noir Sampler „15 Knaller“ zu hören. Ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle die Musik lieben, mit Liveatmosphäre und wirklich tollen, z.T. noch ungekannten Bands. ***

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*** Die nächste TV noir Sendung: 11.01.2011 wieder im Heimathafen in Neukölln ***