vonDetlef Kuhlbrodt 04.05.2009

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Unter diesem Titel gibt es ja häufiger Fotoausstellungen: wir erinnern uns noch an die Momente, die der Hobbyfotograf Hauptkommissar Michael Jörss in Berlin “ermittelte” und vor drei Jahren im Haus der Kreispolizei seiner Heimatstadt Mettmann ausstellte, an die Momentaufnahmen-Ausstellung im Rathaus Charlottenburg, die die Ergebnisse eines Fotowettbewerbs der Gewerbegemeinschaft Ku’damm Halensee vor einem Jahr in der zweiten Etage des Rathaus Charlottenburg präsentierte.

Diesmal, in den Räumen des Film und Fernseh Museums am Potsdamer Platz ging es also um “Momentaufnahmen”, die private Mitbürger in der Wendezeit, zwischen Mai 1989 und dm 2. Dezember 1990, dem Tag der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl gemacht hatten. Als ich am Samstag da war, war kaum jemand anderes da. Loriot (der zuvor hier gewürdigt wurde) vermag die Menschen dann doch wohl mehr zu begeistern als 1989.

Die Ausstellung ist recht schön. Ich hatte in der taz drüber geschrieben. Vielleicht, fällt mir jetzt ein, hätte man die Fotos aber doch etwas größer machen sollen. Erst hatte ich gedacht, es sei das Medium der Fotografie, also das Statische, das dazu führt, dass einem die meisten Bilder nicht wirklich nahekommen; Vielleicht liegt es aber doch an der Größe. Hier kann man sich viele dieser Fotos auch angucken.

Keine Ahnung. Komisch auch, dass ich selber kein einziges Wendefoto gemacht hatte; nicht einmal vom schönen Lenin-Denkmal gegen dessen Abriss (am 8.11.91) ich damals auch demonstriert hatte. Irgendwie ging einem wahrscheinlich diese ganze Fotografiererei am 9ten November auf dem Geist, dies ganze Triumphgeschrei in der Springerpresse usw. Oder man dachte, wozu soll man denn selber fotografiren, wo’s doch die ganzen anderen auch tun.

Das fand ich jedenfalls schade, dass es in der Ausstellung kein Bild vom schönen Lenin-Denkmal gibt; auch fehlen Aufnahmen von der Kundgebung vom 10.11.89 vor dem Schöneberger Rathaus, als Kohl, Momper, Brandt und Jürgen Wohlrabe so wunderbar falsch im Chor die Deutschlandhymne sangen und alles fast im Pfeifkonzert unterging. Die taz hatte ihrer Weihnachtsausgabe 1989 eine Single mit dieser Aufnahme beigelegt. Hier gibt es Teile davon. (Man muss sich die Datei aber runterladen; online lässt sie sich, zumindest bei mir, nicht abspielen)

Anders war es ja bei den Dokumentarfilmausschnitten (mit Filmen von Volker Koepp, Thomas Heise, Helke Misselwitz, Ulrike Ottinger) im dritten Raum der Ausstellung; die Sachen kamen einem nahe und man erinnerte sich dann selber wieder auch an viele Dinge. Leicht melancholisch auch gestimmt bei dieser Passage in einem Film von Helke Misselwitz, wo Freund Jürgen Kuttner vor der Gethsemanekirche was erzählt. Ein paar Monate später hatte ich Kuttner dann ja auch kennengelernt.

Richtig gut sind die Eintragungen im Besucherbuch:

So hatte ich es auch empfunden.

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