vonsaveourseeds 03.04.2009

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… das das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Vebraucherschutz auf Anweisung des Bundesministeriums für Landwirtschaft in den nächsten Tagen der Firma Monsanto den weiteren Verkauf von gentechnisch verändertem Saatgut der Sorte “Mon 810” verbieten wird? Der soeben von Monsanto vorgelegte Monitoringbericht, in dem die Firma vorschriftsgemäß mögliche Umweltfolgen ihres Gentechnikmais untersucht, kommt mit denkbar unverfrorenen Methoden zu dem erwünschten Ergebnis: Keine besonderen Vorkommnisse.

Der Bericht von Monsanto macht es sich einfach: Es wertet im internet zugängliche Berichte und Daten von verschiedenen Netzwerken zur Beobachtung von Wild, Vögeln, Bienen, Schmetterlingen und Böden aus. Die Arbeit von zwei Tagen für einen internet-bewanderten Praktikanten. Weil in diesen Berichten Schäden durch gentechnisch veränderten Mais nicht auftauchten, schließt Monsanto messerscharf, dass es solche Effekte  auch nicht gibt.

Ob dies stimmt oder nicht sei dahingestellt. Ein ernst zu nehmendes Umweltmonitoring setzt jedenfalls voraus, dass nach Wirkungen tatsächlich und gezielt gesucht wird. Monsanto dagegen begnügt sich mit der Feststellung “es hat sich ja keiner beschwert”, also wird schon nix passiert sein.

Als erstes haben sich dazu die zitierten Schmetterlings-Experten zu Wort gemeldet: “Wir distanzieren uns aus wissenschaftlicher Sicht nachdrücklich von den im Bericht von Monsanto präsentierten Analysen und Interpretationen zum Tagfalter-Monitoring”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Gesellschaft für Schmetterlingsschutz (GfS). Ihr Programm “Tagfalter-Monitoring Deutschland” sein nicht als Monitoring für gentechnisch veränderten Mais MON810 geeignet. “Es gab jedoch zu keiner Zeit irgendwelche Absprachen oder Abstimmungen des TMD mit Monsanto und es wurden keine Daten weitergeleitet.“Im Gegenteil, man habe Monsanto frühzeitig darauf hingewiesen, dass eine Nutzung ihres Monitorings “keine wissenschaftlich haltbaren Schlussfolgerungen ermöglicht”.

Weitere Vereine, die sich von Monsanto mgöicherweise mißbraucht fühlen könnten sind der  Deutsche Jagdschutz-Verband e.V., der Dachverband Deutscher Avifaunisten e.V., das Deutsche Bienenmonitoring und die Boden-Dauerbeobachtung.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatte bereits vor Wochen angekündigt, sie wolle “den Weg des Monitoring” gehen und nach Vorlage dieses Berichts über ein Verbot von Mon 810 entscheiden. Das Monsanto-Papier dürfte ihr jetzt als Steilvorlage dienen.

Allerdings wären wir angenehm überrascht, wenn sich das Verbot diesmal auch auf die Aussaat des bereits verkauften Saatgutes in diesem Jahr bezöge. Die Methode “wasch mir den Pelz und mach mich nicht naß” beherrschte schon Aigners Vorgänger, Horst Seehofer. Der hatte im April 2007 wegen fehlenden Monitorings den Verkauf von Mon810 bereits einmal verboten, nicht aber dessen Anbau. Im Dezember, kurz bevor die neue Saat zum Kauf anstand, ließ er nach einer aussergerichtlichen Einigung mit Monsanto Mon810 wieder zu. So kämen sich auch in diesem Jahr Aussaat und Wahlkampf terminlich bestens entgegen…schaumama.

Nachtrag am 14.4

Wir SIND angenehm überrascht: Frau Aigner hat heute tatsächlich den Anbau und nicht nur den Verkauf von Mon810 verboten.

Nachtragam 8.4.

Greenpeace hat jetzt eine Wissenschaftliche Bewertung des Monitoring-Berichts von Monsanto veröffentlicht, in der sie kein gutes Haar an dem Monsanto-Papier lassen.

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https://blogs.taz.de/mon_810_-_wetten_dass_/

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