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gestern: den ganzen Tag unterwegs. Von Kreuzberg / Übernachtung beim Sohn / zum Bahnhof, nach Bielefeld / Mutter besucht / zurück in den Zug, zurück nach Berlin, zurück nach Reichenowien. Kein Internetschlupfloch, groß genug für einen Tageseintrag. Deshalb Durchgriff auf …
vorgestern: Die rasende Rollerralley durch die Acker-Fahrrinne war einfacher, als ich befürchtet hatte. Die Herde der Highländer umkreist, überholt, von vorn, von hinten und von der Seite gefilmt. L.’s haben ein kleines Interview gegeben, wie’s zu der Herde kam. Ich bin gespannt, ob der Ton ok ist.
Eine Kuh und ein 7 Tage altes Kälbchen sind auf der Winterweide zurück geblieben. Das Kalb ist zu schwach. Es kann nicht trinken, weil die Euterzitzen der Mutter zu dick sind; ihre Milch ist unerreichbar für das Kind. Das Kalb steht auf wackeligen Beinen, nur zerbrechlich dünne Knochen unter dem zotteligen Fell. Es steht da mit gesenktem Köpfchen und schaut mit seinen dunklen Augen in sein leeres Inneres. Es hat keinen Antrieb mehr, steht einfach in der Zeit. Die Mutter stupst es und leckt es, aber sie erreicht es nicht mehr. „Man müsste es mit der Flasche füttern“, meint L.L., „aber dazu haben wir keine Zeit.“ M.L. ist nicht einverstanden, kann das Kalb aber alleine auch nicht durchbringen. „Ich machs“, sag ich spontan. Diskussion mit Thomas, ob das Projekt „Kälbchen retten“ nicht ne Nummer zu groß für uns ist. Das Herz hat schon entschieden. Das halb verhungerte Kalb ist in unsere Hände gefallen. L.’s wollen uns Ersatznahrung beschaffen und alle paar Tage nach ihm gucken, wir werden eine Box bauen. Das Kalb braucht in den ersten Wochen alle drei Stunden die Flasche. Vielleicht können wir auch beim Nachbarbauern K. frische Kuhmilch besorgen. L.’s wollen das Tierchen erst noch drei Tage an den Tropf legen, mit Flüssignahrung soweit aufbauen, dass es den Transport von Reichenberg nach Reichenow überhaupt übersteht.
Gestern rief Frau L. an, das Kälbchen ist in der Nacht gestorben. Die Nacht, als das schwere Gewitter war.
heute: ein leerer Tag wie eine duftige Wolke, wie ein fließendes Stück Seide, den ich mir nicht jetzt schon mit Programmpunkten zerstückele.