Die Wirtschaftredaktion der „Welt“ hat pünktlich zum Beginn des Atomforums in Berlin die versammelten Atommanager mit Jubelartikeln begrüßt. Der Wirtschaftsteil startet mit einem Ein-Quellen-Artikel über das Scheitern der erneuerbaren Energien. Zitiert wird ausführlich aus einer Studie der Beratungsfirma A.T.Kearney, nach der die EU-Ziele für erneuerbare Energie wegen der Finanzkrise nicht mehr erreichbar seien. Die Beraterfirma A.T.Kearney hatte schon Ende Januar weniger Klimaschutz gefordert – für energieintensive Industrien müsse es Ausnahmen vom neuen CO-Zertifikate-Regime geben. Und im vergangenen Jahr hatte der Chef des Atomforums Walter Hohlefelder A.T. Kearney für eine Studie gelobt, die behauptete, dass Klimaschutz ohne Atomkraft nicht möglich sei.
Die Kerbe, in die die Redaktion zu schlagen hatte, war also bekannt. Und die „Welt“ kommentierte die Studie denn auch gleich neben dem Artikel im Sinne der Atomlobby: „Womöglich hatten die sehr optimistischen Ausbauszenarien der Ökostrombranche nur einen Zweck: Sie sollten dem sich abzeichnenden Gesinnungswandel der Bevölkerung zurück zur Atomkraft begegnen“.
Ein bisschen schwach: Der Schreiber des nicht namentlich gekennzeichneten A.T.Kearney Artikels hat keine andere Quelle als das Institut und muss hilfsweise sogar selbst die Position des Verbrauchers einnehmen, für den die vom Institut prognostizierte künftige Energiepreiststeigerung „alarmierend“ seien und die Sicht der Klimaschützer, für die die Untersuchung auch „alarmierend“ sei.
Frau Prokop fände es vor allem alarmierend, dass die ehemalige Qualitätszeitung „Welt“ für den Aufmacher ihres Wirtschaftteils einen solchen PR-Artikel druckt.
PS: Auf Seite 17 der gleichen Ausgabe legt die Zeitung noch drauf und glänzt mit der Überschrift: „Russland baut die zuverlässigsten Kernkraftwerke“. Hier zitiert die Zeitung den Siemens-Vorstand Wolfgang Dehen, der dem Blatt erklärt, „warum russische Atomtechnik sicher ….ist“.
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