vonannette hauschild 22.06.2010

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Kollege Lorscheid berichtet weiter : 16 Länder, 16 Landesämter für Verfassungsschutz. Nach dem Mann aus Bayern kam eine junge Frau vom Landesamt Baden-Württembeg in den Zeugenstand, eine Frau Unar (phon.).  Auch sie augestattet mit viel Papier, aber nur einer begrenzten Aussagegenehmigung. Sie war mit der Auswertung von Asservaten befasst, die die Polizei bei einer Durchsuchung eines Jugendzeltlagers in Eberbach mitgenommen hatte. Für dieses Zeltlager war die in Düsseldorf ebenfalls angeklagte Nurhan Erdem verantwortlich. Die Behörden kamen zu der Auffassung, dass es sich nicht etwa – wie in der Anmeldung so bezeichnet, um ein Familien – und Jugendlager, sondern um ein Schulungscamp der DHKP-C handelte. Den Schulungscharakter führte man darauf zurück, dass in einem Privat-Pkw Zeitschriften gefunden wurden, die man amtlicherseits in Deutschland der DHKP-C zuordnet. Und dafür, dass es tatsächlich Schulungen gegeben habe, beweist nach Ansicht des Baden-Württembergischen Verfassungsschutzes die Tatsache, dass ein „Schulheft“ gefunden wurde, mit Aufzeichnungen.  Bei der amtlichen Erstürmung des Zeltlagers sollen – so behaupten jedenfalls Prozessbeboachter – Kinder mit Handschellen gefesselt worden sein.

Was Frau U.  so erzählt war spannend, nicht etwa weil es auch nur einen der Tatvorwürfe in irgendeiner und sei es noch so entfernten Art und Weise untermauerte, sondern weil sie frisch und frei ihre Sicht der Welt darlegte. Im Zeltager seien auf jeden Fall „Linke“ gewesen. Das beweist das vorgefundene Schrifttum. Gefunden wurde beispielsweise eine Zusammenfassung einer Schrift über die „Vereinigte Front gegen Krieg und Faschismus“. Frau Erdem habe auch ein Interview zum Thema „Einwanderungsgesetz“ bei sich geführt. Außerdem, und das ist neben dem Schulungsheft ein weiterer Beweisstrang, gab es Musikcasetten von einer Gruppe, die Staatsschutz und Verfassungsschutz zu den Unterstützern der DHKP-C zählen.  Dei Gruppe heißt „Grup Yorum“ und – so war später aus Fragen der Verteidigung zu entnehmen – trat in Istanbul  noch am 12.6. 2010 vor immerhin 55.000 Zuhörern auf. Zuvor hatte sie am 1. Mai in Instanbul vor den 200.000 Teilnehmern der gewerkschaftlichen Maikundgebung gespielt. Also eine recht populäre Gruppe, die in der Türkei beliebt, viel gehört und natürlich nicht verboten ist, obwohl etliche ihrer Mitglieder immer mal wieder für ihre politischen Texte ins Gefängnis gingen und auch gefoltert worden sein sollen, wie Wikipedia behauptet. Hier der Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Grup_Yorum

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