vondorothea hahn 19.03.2011

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„Nicht viele Länder hören in diesen Tagen auf die USA“, spottet das Börsenblatt „Wall Street Journal“ über die Rückkehr von Jean-Bertrand Aristide nach Haiti. Der Ex-Präsident ist am Freitag nach sieben Jahren Exil in Südafrika in sein Land zurück gekehrt. Zwei Tage vor einem neuen Termin für die Präsidentschaftswahlen in Haiti.

Der US-Präsident persönlich soll versucht haben, die Rückkehr von Aristide zu verhindern. Ira Kurzban, Aristides us-amerikanischer Rechtsanwalt aus Miami sagt: „Präsident Obama hat in dieser Woche den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma angerufen, damit er ihn nicht ausreisen lässt.“

Für Aristide ist es die zweite Rückkehr, nach dem zweiten Exil. Der frühere Priester und charismatische Redner war der erste gewählte Präsident nach der Diktatur von Vater und Sohn Duvalier. 1991 vertreibt ihn ein Militärputsch aus Port-au-Prince. Der Exilant Aristide wird sowohl im Weissen Haus als auch im Elysée-Palast als Hoffnungsträger empfangen. Drei Jahre später kehrt er in sein Land zurück. Eskortiert von US-Truppen.

Doch spätestens in seiner zweiten Amtszeit nach seiner ersten Rückkehr fällt Aristide in Ungnade. Als es in Haiti zu einer Rebellion gegen sein brutales Vorgehen gegen Oppositionelle und gegen seine Korruption kommt, verlässt er im Februar 2004 erneut Port-au-Prince. An Bord eines us-amerikanischen Flugzeugs. Laut Aristide haben ihn die USA „gekidnappt“. Und hätten ihn zuvor französische Emissäre (darunter Regis Debray) vor die Alternative gestellt: „Rücktritt oder Tod“. Washington erklärt, Aristide sei aus eigenem Willen gegangen.

Am Freitag ist Aristide an Bord eines Privatflugzeuges nach Haiti gekommen. Zusammen mit seiner aus den USA stammenden Gattin und den beiden Töchtern. Am Flughafen von Port-au-Prince empfängt ihn eine Jubeldemonstration. Die beiden PräsidentschaftskandidatInnen die ihre letzten Meetings vor den Wahlen am Sonntag abhalten, schweigen eisig.

Ein paar Wochen vor Aristide ist schon Ex-Diktator Jean-Claude (Bébé Doc) Duvalier mit einer überraschenden Stippvisite in den tumultuarischen Wahlkampf geplatzt. Was Aristide in dem erdbebenzerstörten, cholerageprüften und verelendeten Land vorhat, ist offen. Auf seinem Rückflug von Afrika spricht der zwei Mal gechasste Ex-Präsident am Freitag der US-Journalistin Amy Goodman ins Mikrofon, sein Volk sei „glücklich“ über seine Rückkehr.

„Nach unserer Ansicht hat er das Recht, zurückzukommen“, twittert US-Botschafter Kenneth Marten aus Port-au-Prince: „Es hängt von ihm ab, ob er eine positive Rolle in Haitis Zukunft spielt.“

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