vonJakob Hein 22.06.2011

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Immer wenn man denkt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, vermag einen die „Süddeutsche Zeitung“ zu überraschen. Die Thematik der Gespräche zwischen Taliban und der afghanischen – sagen wir mal: Regierung ist komplex. Aber keiner der großen Konflikte dieser Welt ist ohne Dialog zufriedenstellend gelöst worden, Terroristen – das sind immer die anderen.

Die vorliegende Karikatur erfüllt das Schlimmste, was man sich nur wünschen kann und würde jedem noch so üblen Blatt zur Ehre gereichen. Der US-Soldat, der heldenhaft die Hand ausstreckt, das Sternenbanner auf dem Herzen und „Gesprächsstoff“ ausruft. Der Taliban im Kaftan mit Turban, Vollbart und Hakennase, der zwischen Waffen und Opiumpflanzen fragt „Welcher Stoff?“ Fehlt noch das tote, halb angegessene Christenkind in einer weiteren Kiste. Muss denn niemand sonst brechen, wenn er sowas sieht?

Zunächst, die Karikatur ist nicht lustig. „Welcher Stoff? – Gesprächsstoff“, da lacht noch nicht mal der greiseste Ex-Deutschlehrer. Der Witz ergibt sich höchstens aus der rassistischen, stereotypisierten Darstellung der orientalischen Gestalt.

Jetzt kann man natürlich den armen toten Tucholsky zitieren. Aber mit Robert Gernhardt möchte man fragen: „Was will die Satire?“ Will sie chauvinistische Vorurteile schaffen und perpetuieren und sich auf die Seite der Besatzungssupermacht und einer korrupten Regierung stellen? Und warum?

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https://blogs.taz.de/nachrichten_vom_niedergang_der_politischen_karikatur_iii/

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