vonJakob Hein 12.09.2011

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Nur noch selten gesehen: Michel (dt.)

Wie hat er uns gefehlt! Der deutsche Michel. So lange haben wir ihn nicht mehr in den Karikaturen gesehen, dass wir ihn schon fast für ausgestorben hielten. Europa mit der Kuh – ja. Der Globus mit Gesicht – na klar. Sogar der US-Kapitalist mit Zylinderhut – gesehen. Aber der deutsche Michel. Obwohl erst seit hundert oder zweihundert Jahren nicht mehr im üblichen Sprachgebrauch und politisch natürlich mehr als überholt, gab es doch keinen Grund, ihn gleich aus dem Feuchtbiotop der Karikaturen zu verstoßen, gewissermaßen dem Museum für sonst ausgestorbene politische Formen.

Die Euro-Krise ist ja ein Riesenproblem für Deutschland. Wenn man sich die Kurven vor der gemeinsamen Währung und nachher anschaut, kann man natürlich den Eindruck haben, hier hätten einige wenige (Deutschland) gut gewirtschaftete und andere schlecht (die anderen). Denn schließlich sind die Zinsen für Staatsanleihen aus europäischen Ländern mit “i” im Namen über dem Niveau vor der Währungsunion. Man könnte aber auch der Meinung sein, dass diese Länder mit dem Euro bestimmte Produkte gekauft haben, die sie sich irgendwann nicht mehr leisten konnten, beispielsweise Autos oder Kredite. Und dass die Taschen des deutschen Michel nicht ohne Zusammenhang zu den Schulden der anderen gefüllt sind.

Und man könnte der Meinung sein, dass Humor gegen Schwächere ohnehin nie die Krone des Humors, sondern eher dessen Kloake darstellt. Man kann sich aber auch einfach darüber freuen, dass es ausgerechnet der “taz” gelungen ist, den deutschen Michel wieder aus dem ewigen Grund der Karikaturengeschichte zu exhumieren und eine weitere untote Runde drehen zu lassen.

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