vondorothea hahn 01.04.2011

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Die Rebellen, zu deren Gunsten ein großer Teil der Welt Libyen bombardiert, sind gegen Gaddafi.

So viel ist bekannt. Der Rest ist nebulös. Zumindest nach Darstellung von Aussenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Robert Gates. Am Mittwoch sagen sie vor Mitgliedern des US-Kongresses, sie versuchten weiterhin, sich ein klares Bild von der Zusammensetzung der Rebellion zu verschaffen. Zugleich wollen sie die Abgeordneten beruhigen und sagen, dass sie „zu wissen glauben“, bei der Rebellion gebe es „keine große Zahl“ von islamistischen Elementen. Das passt nicht so recht zu einer Analyse über Al Kaida, die die Militärakademie von –> West Point gemacht hat. Sie stellt Ende 2007 fest, dass überdurchschnittlich viele islamistische Kämpfer im Irak aus Libyen stammen – und davon widerum 24 Prozent aus Bengasi. Aber das tut hier wenig zur Sache.

Ein Reporter des –> New Yorker liefert zur aktuellen Situation konkretere Angaben als die SpitzenpolitikerInnen. Jon Lee Anderson war mehrere Wochen mit Rebellen im Osten von Libyen unterwegs. Und schreibt, sie hätten allenfalls eintausend (in Zahlen: 1.000) Kämpfer. Im Inneren dieser kleinen Truppe fand der Reporter schon jetzt, da alle noch auf derselben Seite der Front kämpfen, tiefe Spaltungen: unter anderem beschreibt er zwei konkurrierende Schattenregierungen, sowie zwei konkurrierende militärische Chefs.

Unter der Überschrift, „Wer sind die Rebellen?“, liefert Anderson ein Who is Who aus Bengasi: eine Basis, die sich zusammensetzt aus Studenten, Strassenkids und Geschäftsleuten, von denen manche schon am Anfang der friedlichen Proteste dabei waren. Dazu „ein paar bärtige Männer, die disziplinierter sind, als die anderen“, und die den Einsatz der USA gegen Gaddafi begrüssen, „weil er ein Ungläubiger ist“. Sowie eine Führung mit Männern, die von aussen kommen: Ein militärischer Chef – General Abdel Fateh – der bis vor wenigen Wochen Innenminister von Gaddafi war. Ein zweiter militärischer Chef – Colonel Halifa Heftir – der in Gaddafis Tschad-Krieg ein Held wurde, und später in den USA lebte. Ein ebenfalls von Gaddafi übergelaufener bisheriger Justizminister – Mustafa Abdel Jalil, der „ehrlich“ wirkt. Und ein Superminister, der aus den USA kommt. Anfang März flog Ali A Tarhouni in Bengasi ein. Heute ist er dort zuständig für Öl, Wirtschaft und Finanzen. Vor seiner libyschen Karriere lehrte er 35 Jahre lang als Wirtschaftswissenschaftler in den USA (–>CNN). Libysche Frauen beschreibt der Reporter nicht.

Unterstützt wird die seltsame Truppe durch den US-Geheimdienst CIA: seit mehreren Wochen sind mehrere CIA-Teams in Libyen im Einsatz. Während der US-Präsident an der Heimatfront versichert, er würde keine Bodentruppen nach Libyen entsenden, hat er in einer geheimen Anweisung schon vor Wochen den Einsatz von CIA-Leuten auf Seiten der Rebellen autorisiert. Das melden Medien in den USA – darunter –>New York Times, –> Wall Street Journal und –> Washington Post. Alle unter Berufung auf Quellen, die nicht namentlich genannt sein wollen.

Am Tag nach Obamas Ansprache aus einer Kaserne in Washington zu dem Krieg in Libyen, hat der Blogger Michael D Shear einzelne Elemente aus der Rede des gegenwärtigen Präsidenten neben einzelne Elemente aus Reden seines Amtsvorgängers George W Bush gestellt. –> Echos von Bush hat er den Vergleich getitelt.

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